DIE INSPIRATION DER MONTY PYTHONS

Wer von Britischer Comedy hört denkt prompt an die Monty Pythons. Viele haben sich von ihnen inspirieren lassen - aber wer inspirierte die Pythons?


Am 5. Oktober 1969 strahlte die BBC die erste Folge des mittlerweile Kult gewordenen

Monty Python's Flying Circus aus, der bis 1974 in 4 Staffeln bzw 45 Episoden lief - plus zwei Episoden die 1971/72  mithilfe von Alfred Biolek für das deutsche Fernsehen, unter dem Titel Monty Python's Fliegender Zirkus produziert wurden. Neben den Pythons selbst schrieben nur zwei Außenstehende für die Serie: Neil Innes  von der Bonzo Dog Doo-Dah Band und der spätere Science-Fiction-Kultautor Douglas Adams


Monty Python's Flying Circus ist für seinen absurden Humor, seine obskuren Referenzen und seine Verweigerung klarer Pointen, durch das Spiel mit dem Stream of consciousness bekannt. Bis das Konzept ausgereift war musste die Truppe um John Cleese, Graham Chapman, Michael Palin, Eric Idle, Terry Jones und Trickzeichner Terry Gilliam einen langen Weg zurücklegen. Dabei haben sie sich von einigen älteren Kollegen inspirieren lassen, von denen so mancher heute noch bekannt ist und vielleicht sogar überrascht... 



The Goon Show (1951 - 1960)


Eine Sendung die einen großen Einfluss auf die damals noch blutjungen Python's ausübte, war die Anfang der 1950er Jahre in Angriff genommene Hörspielreihe The Goon Show von Peter Sellers, Spike Milligan und Harry Secombe. Diese unterschied sich von anderen Hörspielen des BBC Home Service dahingehend, dass sie gespickt war mit völlig beknackten, surrealen Geschichten, aberwitzigen Wortgefechten und anarchen Soundspielereien aus dem Repertoire des stets experimentierfreudigen BBC Radiophonic Workshops.

Die Reihe erfreute sich höchster Beliebtheit und erreichte schnell Kultstatus. Ihr folgten Bühnenshows, Fernsehadaptionen, Bücher und mehr. Sie war auch ein großer Einfluss für den Humor der Beatles, im Speziellen John Lennon.  

 
Beyond the Fringe (1960)


Obwohl das Vereinigte Königreich heute für seinen schwarzen und skandalösen Humor bekannt ist, gilt es auch als ein sehr stolzes, traditionsbewusstes und konservatives Land. Wie das zusammengeht?! Nun, es gab in der Geschichte der Britischen Comedy, vor allem was die Medienlandschaft betrifft, immer wieder Rebellen die sich gegen den Status quo auflehnten. Und, sei's ihrem Erfolg gedankt, am Ende mit einer Menge durchkamen. Zu solchen Rebellen zählten auch Peter Cook, Dudley Moore, Alan Bennett und Jonathan Miller, die mit ihrer Revue Beyond the Fringe das Londoner West End und den New Yorker Broadway aufmischten, ehe es ihnen auch vergönnt war im Programm der BBC ausgestrahlt zu werden.

Sie waren die Ersten die es wagten sich im großen Stil über Autoritäten des öffentlichen Lebens, wie Winston Churchill oder die Royals lustig zu machen und kritisch die Berichterstattung über den Zweiten Weltkrieg zu behandeln. Was nach heutiger Sicht wie eine Lappalie wirkt, wurde damals zu einem großen Skandal aufgebauscht. Aber da die BBC selbst keine Rechte an dem Programm hatte, konnten sie an ihrem Inhalt nichts ändern - sie konnten die Revue zeigen oder nicht. Der Erfolg gab der Truppe aber recht und entbrannte den großen Satireboom der 1960er Jahre. Die Mitglieder der Pythons nannten Beyond the Fringe später als eine große Quelle der Inspiration.
 

MAD Magazine (1952 - 2019) & Harvey Kurtzman (1924 - 93)


Monty Python-Animator und nunmehr Filmemacher von Weltruhm Terry Gilliam ist der einzige Nicht-Brite der Truppe und wuchs in der US-amerikanischen Stadt Minneapolis auf - ganz ohne The Goon Show oder Beyond the Fringe. Dafür inspirierte ihn das 1952 von Harvey Kurtzman gegründete, rotzfreche MAD Magazine, welches einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Als Kurtzman zum chronisch unterfinanzierten Satiremagazin HELP! (1960 - 65) wechselte, wurde Gilliam die große Ehre zuteil für ihn zu arbeiten, was seine eigenen späteren Arbeiten nachhaltig prägten. 

Ihre Kollegin Gloria Steinem brachte trotz des geringen Budgets einige halbwegs namhafte Comedians dazu für ihr Cover zu posieren, darunter die damals noch relativ unbekannten Woody Allen und John Cleese. Auf diesem Weg lernten sich Gilliam und Cleese kennen. Gilliam zog 1967 nach England, wo er zusammen mit Denise Coffey, David Jason, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin an der ITV-Kinderserie Do Not Adjust Your Set (1967 - 69) arbeitete und seine bei Kurtzman erlernten Fertigkeiten verfeinerte.


Q... (1969 - 82)


Monty Python's Flying Circus ist heute der Inbegriff des absurden und surrealen britischen Humors. Wenig bekannt ist, dass die Reihe beinahe eine völlig andere Richtung eingeschlagen hätte, wäre nicht einige Monate vor ihrem Debüt bereits eine Sketchshow on air gegangen, die ihrem ursprünglichen Konzept sehr nahe kam und sie veranlasste es nochmal zu überarbeiten. Ironischerweise war der Kopf dieser Show jemand, der sie bereits in jungen Jahren geprägt hatte: Spike Milligan (The Goon Show). Die Q-Reihe war bei weitem chaotischer, prachialer und anarcher als der vergleichsweise ruhige und feingeschliffene Flying Circus. Sie erreichte nie denselben Kultstatus, hatte aber dennoch großen Einfluss auf spätere Comedians wie die Pythons selbst, Alexei Sayle, Rik Mayall und Eddie Izzard. Milligan's schwieriger Beziehung mit der BBC war es zu verdanken, dass Q... nur alle paar Jahre eine neue Staffel gewährt wurde (Q5 in 1969, Q6 in 1975, Q7 in 1977, Q8 in 1978, Q9 in 1979 und There's a Lot of It About in 1982).

#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.