MUSIK ZUM SCHREIBEN # 6 - CLICKS & CUTS

Wer viel schreibt, weiß wie wichtig eine angenehme Atmosphäre ist. Die richtige Musik kann da helfen...


Source: Anarchitecture in Grand Paris (WYSI*not*WYG project) by Olivier Ratsi


In den frühen 1990ern entwickelte sich eine neue Stilrichtung in der elektronischen Musik, die mit dem Sampling zerkratzter CDs begann und durch das Experiment mit digitalen Medien zu ungeahnten Höhen aufstieg. Sie war und ist unter vielen Bezeichnungen bekannt, am Besten beschreibt sie aber der Begriff Glitch. Eine etwas minimalistischere Spielart des Glitch die Schnittmengen aus dem Noise, Techno, House, Industrial, Nudub, Hardcore Techno, Electronica und Ambient aufweist, ist Clicks & Cuts, nach der gleichnamigen Compilation-Serie des deutschen Labels Mille Plateaux welches Vertreter ebendieser Stilrichtung vorstellte. Obwohl ein Großteil des hier verorteten Outputs schon sehr an den Hörgewohnheiten zerrt oder zumindest in seiner Komplexität beansprucht, gibt es auch etliche Beiträge die man sich selbst dann anhören kann, wenn man sich auf's Schreiben konzentrieren möchte. Die sogar unterstützend sein können wenn es darum geht die kreativen Säfte zum Laufen zu bekommen. Hier ein paar Beispiele...





Jan Jelinek - Loop Finding Jazz Records (2001)




Jan Jelinek ist ein deutscher Musikproduzent und seit 2008 Betreiber des Labels Faitiche. Er ist dort unter anderem mit seinen Projekten Farben, Gramm und The Exposures vertreten, trotzdem kooperiert er auch mit anderen Labels wie dem von Stefan Betke gegründeten ~scape. Seit 2005 lebt er in Berlin. Sein Repertoire umfasst Stücke aus dem Minimal techno, Glitch und Microhouse, mit deutlichen Einflüssen aus dem Jazz, Rock und Krautrock. Jelinek's Sound ist bassig, warm, hallig, leicht psychedelisch und sehr geschmeidig. Perfekt wenn man's etwas loungiger, aber trotzdem anregend mag.






Pole - CD 1 (1998)




Mitte der 1990er fiel dem Düsseldorfer Musikproduzenten Stefan Betke sein Waldorf 4-Pole-Analogfilter herunter, der daraufhin einige zischenden und klickende Laute erzeugte, die ihm so gut gefielen, dass er darauf eine Karriere aufbaute. Unter dem Namen Pole kreierte er Clicks & Cuts im Dub-Techno-Stil. 1996 zog er nach Berlin, wo er zwei Jahre später sein erstes Album CD 1 herausbrachte, das hervorragende Kritiken erhielt. 1999 gründeten er gemeinsam mit Barbara Preisinger das Label ~scape. Pole's Musik ist dunkel, geheimnisvoll, aber voller Energie und Wärme. 






Alva Noto + Ryuichi Sakamoto - Insen (2005)




Carsten Nicolai aka Alva Noto wurde 1965 in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz geboren. Er war zuvor als Bildender Künstler aktiv gewesen, hatte sich aber auch rasch als zeitgenössischer, elektronischer Musiker einen Namen gemacht. 1994/95 gründete er das Label noton.archiv für ton und nichtton, das 1999 wegen seiner ähnlichen Ausrichtung mit dem chemnitzer Label raster music fusionierte. Das daraus resultierende raster-noton zählt heute neben Mille Plateaux zu den wichtigsten Vertreibern der deutschen Clicks & Cuts-Szene. Alva Noto kooperierte mit zahlreichen anderen Musikern darunter auch Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten mit dem er das Projekt ANBB bildet.


Der japanische Komponist, Pianist, Produzent und Schauspieler Ryūichi Sakamoto wurde 1952 in Nakano, Tokyo geboren. Zu seinem Repertoire gehören JazzNeo-Klassik und Avantgarde-Pop, zudem hat er für diverse Filme wie The Revenant den Soundtrack komponiert. Seit 2002 kooperiert er mit Alva Noto an diversen Alben und geht mit ihm auch auf Tour. Ihre Alben verbinden Neo-Klassik mit experimentellen elektronischen Klängen, was sowohl anregend als auch angenehm zu hören ist. Für AutorInnen die eigentlich keine Fans von bloßen Loops sind und denen es nach etwas analogem Klang verlangt, eine willkommene Begleitung! 



#FEEDBACK

von Manuel Waldner 8. April 2025
Der Text von "Nóttin talar" (Die Nacht spricht) drückt tiefe Traurigkeit und den Wunsch aus, in die Vergangenheit zurückzukehren. Bilder wie ein versteckter Pfad und ein grauer Spiegel deuten auf eine Innenschau und den Wunsch hin, zur Vergangenheit zurückzukehren. Der Sänger spricht von Erinnerungen, die wie Glut brennen, und unausgesprochenen Worten, und fragt sich, ob Antworten in einer anderen Zeit existieren. Es gibt ein starkes Gefühl der Schuld und den Wunsch, vergangene Fehler ungeschehen zu machen, wobei wiederholt darum gebeten wird, Í GEGNUM TÍMANN (durch die Zeit) zurückzukehren, um Dinge zu reparieren. Das Vergehen der Zeit wird durch fallende Tage und stille Tränen dargestellt, was hervorhebt, dass die Zeit nicht umgekehrt werden kann. Der Sänger träumt von einer zweiten Chance, präsent und liebevoll zu sein. Auch wenn eine Rückkehr unmöglich sein mag und der Schmerz persönlich ist, bleibt die Hoffnung, Dinge richtigzustellen. Das Musikvideo, das drei junge Männer beim Spaß zeigt, steht im Kontrast zu diesen traurigen Texten. Es scheint hervorzuheben, wie schnell die Jugend und diese unbeschwerten Zeiten vergehen und wie Handlungen in der Jugend später zu Bedauern führen können. Die Freude im Video repräsentiert eine Zeit, die nicht zurückgebracht werden kann, und die Texte deuten darauf hin, dass die jungen Männer eines Tages zurückblicken und sich wünschen könnten, sie hätten Dinge anders gemacht. Der Unterschied zwischen den fröhlichen Bildern und den traurigen Worten betont, wie die Zeit vergeht und wie unsere vergangenen Handlungen uns belasten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Musikprojekt: https://www.kollektiv-magazin.com/ai-musikprojekt-dominion-protocol
von Manuel Waldner 31. März 2025
AI-MUSIKPROJEKT: DOMINION PROTOCOL
von Manuel Waldner 31. März 2025
BACKSTAGE @ THE OSCARS - BERNHARD MAIRITSCH
von Manuel Waldner 22. März 2025
Prof. Dr. Heinz Gärtner ist Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte mit Schwerpunkt internationale Beziehungen. Er lehrt an der Universität Wien und ist Senior Fellow am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip). Gärtner beschäftigt sich in seiner Forschung mit Fragen der Neutralität, Sicherheits- und Friedenspolitik sowie den transatlantischen Beziehungen. Er hat zahlreiche Fachpublikationen veröffentlicht, ist regelmäßig als Experte in den Medien präsent und wirkt in internationalen Gremien zur Sicherheits- und Außenpolitik mit.