DARK ODDITIES #12

Disclaimer: Die hier gezeigten Beiträge enthalten zum Teil erschreckendes, verstörendes Material, sowie schnelle Lichtwechsel die möglicherweise epileptische Anfälle auslösen können. 


(C) Magiczny Świat Ani




Prolog



Mit dieser Folge kommen wir vorerst zum Ende der Reihe Dark Oddities. Es wird Zeit ein paar neue Inhalte zu zeigen, die euch hoffentlich genauso inspirieren. Doch bevor wir die dunkle und verstörende Welt des Internet für eine Weile zur Seite legen, wollen wir euch nochmal mit vier Beiträgen versorgen die es in sich haben: Diesmal haben wir besonderen Wert auf kreative Arbeiten gelegt, die - intendiert oder nicht - dem Publikum das Fürchten lehren. Sei es nun die Furcht vor alptraumhaften Erscheinungen, unvorstellbaren Verbrechen oder dem Geisteszustand jener die unseren Kindern Geschichten erzählen...






Daisy Brown



Am 27. Juni 2017 wurde ein Twitter-Account unter dem Namen Daisy Brown eröffnet, der einer jungen, ungewöhnlich weltfremden 19 jährigen Frau gehörte, die angab zum ersten Mal das Internet zu benutzen. Jeder Tweet gab mehr und mehr Seltsamkeiten über Daisy preis, unter anderem über ihr Haustier Alan. Follower die mit ihr interagieren konnten, baten sie um ein Foto von Alan und wurden mit einem grotesken Monster konfrontiert, das Daisy's Angaben zufolge von ihrem Vater kreiert wurde, der auf mysteriöse Art und Weise verschwunden war. Ab 18. Juli lud sie auf ihrem Youtube-Channel einige Videos hoch, in dem sie unter anderem zeigte, wie sie mit Alan umging, ihn fütterte und pflegte. Diese wurden mit der Zeit immer bizarrer und besorgniserregender. Die Interaktionen mit den Followern auf Twitter trieben dabei das Geschehen weiter voran und offenbarten das ganze Ausmaß des Horrors, das von Alan ausging.









The Magic World of Ania



Der polnische Youtube-Channel Magiczny Świat Ani, auch bekannt als The Magic World of Ania, ist eine verstörende, surreale Webserie mit kunstvoll gemachten Bildfolgen im ostalgischen Stil, Tricksequenzen mit Cut-Ups, sowie kryptischen Codes und Hinweisen. In ihrem Mittelpunkt steht das Verschwinden einer jungen Frau namens Anna Słowińska, die seit 1993 vermisst wird. Mit jedem Video offenbart sich uns mehr und mehr über die mysteriösen Umstände, denen eine Reihe grausiger Verbrechen zugrunde liegen. Zahlreiche Redditor haben sich der Serie angenommen und einige vermuten, dass sie auf wahren Begebenheiten beruht. Wer genau hinter dem Projekt steckt ist nicht bekannt, manche vermuten allerdings den Macher von KrainaGrzybowTV, Wiktor Stribog dahinter.

 







Nanny Lynn



Seit 1997 machen illegale Kopien einer scheinbar privaten VHS-Kassette die Runde, die eine Reihe obskurer Zeichentrickfilme für Kinder enthalten. Sie wurden mit einem uralten Computerprogramm produziert und sind qualitativ nicht sehr hochwertig, was sie allerdings so interessant macht ist der schiere Wahnsinn der sich nach und nach in den gezeigten Geschichten entfaltet. So ist beispielsweise von einem Kind namens Srebrenica die Rede, welches auch der Name einer real existierenden, bosnischen Stadt ist, in der 1995 mehr als 8000 Bosniaken ermordet wurden. Srebrenica wird von ihren Eltern getrennt und von einer Wölfin aufgenommen, die dem Kind eine tote Ratte zu essen gibt. Die drei Geschichten werden alle von einer Erzählerin namens Nanny Lynn begleitet, die sich über die verstörenden, pädagogisch-fragwürdigen Aspekte des Gezeigten nicht im Klaren zu sein scheint. Bis heute wird über den Ursprung der Filme und die wahre Identität von Nanny Lynn gerätselt. 

 






LSD: Dream Emulator



1998 erschien in Japan ein Videospiel für die Sony Playstation, welches in seiner Machart derart experimentell und verstörend war, dass es nie den Weg in den internationalen Markt fand. Die Rede ist von Asmik Ace Entertainment's LSD: Dream Emulator, das vom Multimedia-Künstler Osamu Sato kreiert wurde, der sich gegen "Spiele" aussprach und die Playstation lieber als Plattform für Contemporary Art nutzen wollte. Basierend auf den Traumtagebüchern von Hiroko Nishikawa, einer Entwicklerin bei Asmik Ace, schuf er eine surreale Welt mit bizarren, alptraumhaften Bilder, Geschehnissen die scheinbar keinen Sinn ergeben und einer steten Atmosphäre von Bedrohlichkeit, die den Spieler von einer haarsträubenden Überraschung zur Nächsten begleitet. Durch das Internet wurde es Jahre später doch noch zum weltweiten Kult und inspirierte viele KünstlerInnen. Disclaimer: Enthält schnelle Lichtwechsel die epileptische Anfälle auslösen können.



#FEEDBACK

von Manuel Waldner 6. September 2025
HOSE RUNTER: DER PODCAST VOR SHOW DE TOILETTE
von Peter.W. 5. September 2025
Das Mark des Lebens aussaugen
von Manuel Waldner 5. September 2025
DR. MICHAEL HOCH & DI DR. NORBERT FRISCHAUF
von Manuel Waldner 23. August 2025
EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.