DARK ODDITIES #34 (HUMAN STUPIDITY EDITION)

Disclaimer: Die hier gezeigten Beiträge enthalten zum Teil erschreckendes, verstörendes Material, sowie schnelle Lichtwechsel die möglicherweise epileptische Anfälle auslösen können. 


Photo (C) Thom Sheridan




Prolog



Wir sind in den vergangenen Jahren einigen wirklich dunklen und verstörenden Dingen auf den Grund gegangen. Haben über Monster, Verschwörungen, Flüche, seltsame Krankheiten, bizarre Medienphänomene und vieles vieles mehr gesprochen. Vieles von dem was wir zur Sprache brachten lässt sich allerdings nicht auf unbekannte, wenn nicht gar übernatürliche Ursachen zurückführen, sondern auf die Abgründe die uns Menschen selbst zu eigen sind. Und auch dieses Mal wird davon die Rede sein! Wobei wir uns auf etwas fokussieren, das bisher kaum zur Sprache kam, dessen verheerende Wirkung uns in den vergangenen Jahren aber umso bewusster geworden ist: Die Dummheit des Menschen! Wieviele unnötige Katastrophen zustande gekommen sind, weil jemand eine Schnapsidee hatte oder einfach nicht richtig mitgedacht wurde, ist absolut furchteinflößend! Hier wieder vier Beispiele...




Die missglückte Walsprengung von 1970


Am 9. November 1970 wurde ein 14 m langer Pottwal an die Küste von Florence, Oregon gespült. Der 7,300 kg schwere Leichnam musste beseitigt werden, eine Verantwortung die der Oregon Highway Division zufiel, die nach Rücksprache mit der US Navy beschloss den Wal mit Dynamit in so kleine Teile zu sprengen, dass sie von den umliegenden Möwen leichter gefressen werden konnten. Der für die Sprengung verantwortliche Ingenieur George Thornton war sich selbst nicht sicher wieviel Dynamit sie für die Aktion brauchen würden. Er war selbst nur eingesprungen, weil sein Vorgesetzter jagen gegangen war. Ein zufällig anwesender Militär-Veteran mit Sprengerfahrung, warnte dass die Menge zu viel sein würde. Er wurde aber schlichtweg ignoriert. Die Detonation erfolgte am 12. November um 15:45 Uhr und wurde von einem Reporterteam von KATU-TV aus Portland festgehalten. Obwohl Thornton noch Jahre später von einer erfolgreichen Sprengung sprach, sind die Konsequenzen seiner Tat nicht zu leugnen. Große Klumpen des Kadavers regneten nicht nur auf die umliegenden Passanten, sondern krachten auch auf weiter entfernte Gebäude und Parkplätze, wo sie für einen nicht unbedeutenden Sachschaden sorgten. Die Möwen, die sich um die Überreste kümmern sollten, suchten aufgeschreckt von der Explosion das Weite.

 






Crash at Crush (1896)


Am 15. September 1896 fand südlich von West bei McLennan County, Texas ein Publicity-Stunt mit verheerenden Folgen statt. William George Crush von Missouri-Kansas-Texas Railroad hatte die abenteuerliche Geschäftsidee zwei ausgemusterte Dampflokomotiven mit höchstmöglicher Geschwindigkeit ineinander krachen zu lassen und mit dem Event Schaulustige anzulocken, die nicht nur Eintritt bezahlen, sondern für die Anreise auch Tickets bei seiner Bahngesellschaft kaufen würden. Nahe der ausgewählten Bahnstrecke wurde eine temporäre Zeltstadt aufgebaut, die man nach Crush benannte. 30.000 – 40.000 Zuschauer reisten an, um sich den "Crash at Crush" nicht entgehen zu lassen. Die Züge wurden vom Personal präpariert, das natürlich absprang ehe die Vehikel die erwarteten 70 km/h erreichten. Bis dahin lief alles nach Plan! Woran allerdings niemand gedacht hatte, war die auf den Zusammenprall folgenden Kesselexplosionen, die mehrere 100 Meter weit große Schrapnelle um sich schleuderten. 2 Zuschauer wurden tödlich getroffen, zahlreiche verletzt. Fotograf Jarvis „Joe“ Deane verlor ein Auge. Crush wurde gefeuert, nach Ausbleiben einer negativen Presse aber wieder eingestellt. Fascination Horror erzählt...







Das Balloonfest 86-Desaster



Am 27. September 1986 nahm in Cleveland, Ohio eine Katastrophe ihren Lauf, die verhindert werden hätte könne, wenn jemand nur ein bisschen mitgedacht hätte. Die Nonprofit-Organisation United Way wollte zu Ehren ihres 150sten Jubiläums eine Fundraising-Aktion starten, mit der gleichzeitig auch einen Weltrekord gebrochen werden sollte. Man entschied sich für Luftballons, von denen freiwillige Helfer 1.5 Millionen unter einem großen Netz sammelten, die später auf einen Schlag freigelassen wurden. Die Aktion erwies sich nicht nur als dumm weil sie eine enorme Belastung für die Umwelt darstellte, eine Schlechtwetterfront drückte die Ballons auch noch nach unten, mitten in die Stadt, wo sie ein ungeheures Chaos erzeugten. Es gab einen Haufen Verkehrsunfälle. Der Burke Lakefront-Flughafen musste seinen Betrieb einstellen. Noch Tage später konnte man Ballons im nahegelegenen Lake Erie finden, selbst auf kanadischer Seite. Am Tragischsten war allerdings das Schicksal zweier Fischer, die ausgerechnet zu dieser Zeit auf See verloren gingen. Durch die Flut an im Wasser treibenden Ballonen sah sich die Küstenwache außerstande die Männer zu finden. Ihre Leichen wurden Tage später an Land gespült. Lady White Rabbit berichtet Näheres...






Der zweite Demon Core-Vorfall (1946)


"Demon Core" war der Spitzname einer 89 mm großen Plutonium-Kugel die während des Zweiten Weltkriegs von den Amerikanern hergestellt wurde und als Bestandteil einer dritten Atombombe gegen Japan verwendet worden wäre, wozu es zum Glück nicht mehr kam. Japan kapitulierte am 15 August 1945 und der Demon Core lagerte für weitere Experimente im Los Alamos National Laboratory. Dennoch forderte er einige Menschenleben, zunächst das von Harry K. Daghlian Jr. der knapp eine Woche später einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt wurde, als er Barren aus Wolframcarbid um den Kern stapelte, um deren Wirkung als Neutronenreflektor zu testen, wobei er einer davon aus Versehen auf den Kern fallen ließ, der augenblicklich todbringende Ionenstrahlung abgab. Daghlian starb 25 Tage später an den Folgen.


Dieser erste Vorfall kann auf ein unglückliches Missgeschick zurückgeführt werden. Der zweite Vorfall zählt aber zu einen der dümmsten Missgriffe in der Geschichte der Wissenschaft. Wenige Monate nach Daghlian, am 21. Mai 1946 experimentierte der kanadische Physiker Louis Slotin mit sieben seiner Kollegen an dem Demon Core, den sie mit zwei Beryllium-Halbkugeln ummantelten um die Anfangsphase einer Kettenreaktion einzuleiten. Wichtig war, dass sich die Kugel unter keinen Umständen schloss, was normalerweise mittels eines mechanischen Schienensystems bewerkstelligt werden sollte. Slotin bediente sich stattdessen eines simplen Schraubenziehers als Trennstück und führte die obere Hälfte der Kugel per Hand über den Kern. Der Schraubenzieher rutschte jedoch ab, die Kugel schloss sich und es kam zu einer Kettenreaktion, bei der erneut eine hohe Strahlendosis freigesetzt wurde. Slotin starb neun Tage später an den Folgen, sein Assistent wurde schwer verletzt. Drei weitere Wissenschafter starben Jahre später an den Spätfolgen.

Die Geschichte um Slotin und den Demon Core wurde 1989 im Spielfilm "Die Schattenmacher" mit Paul Newman verarbeitet. Seit 2017 gelangt die Geschichte durch Youtube-Dokumentationen - wie diese von
Kyle Hill - und sehr makabre Memes wieder verstärkt in das Bewusstsein der breiten Bevölkerung.



#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.