HOW TO STAMMTISCH

(C) Soir Bleu (1914) by Edward Hopper


In meinen nunmehr 25 Jahren im freien Kunst und Kulturbetrieb haben sich mehrere Gelegenheiten ergeben einem Künstler*innen-Stammtisch beizuwohnen, der sich vom traditionellen Stammtisch nicht etwa darin unterscheidet, dass ausschließlich Künstler*innen zugegen sein müssen. Vielmehr geht es darum in bester Gesellschaft zu sein und den erlauchten Kreis an interessanten Gesprächspartnern, den sonstigen Gepflogenheiten eines Stammtisches zum Trotz, bei Kräften zu erweitern. Wenn die Konstellation dabei mal komplett durchwechselt, ist das auch nicht so schlimm! 

Es war mir auch lange Jahre vergönnt Teil der Mittwochsrunde zu sein, die sich einmal im Monat im salzburger Café Central einfand und aus der neben einigen interessanten Projekten auf unser Kollektiv Bureau du Grand Mot entstand. Leider gibt es sowohl das Central, als auch die Mittwochsrunde nicht mehr - beim Bureau gehen die Meinungen noch auseinander!

Vor einiger Zeit war ich wieder zu einem Künstler*innen-Stammtisch eingeladen, dann allerdings mit Eventcharakter, was durchaus auch mal vorkommt. Es war ein angenehmer Abend, da aber auch eine Band spielte, was das Reden erschwerte, ging ich im Gedanken meine vergangenen Erfahrungen mit Stammtischen durch. Das Gute sowohl wie das Schlechte, denn es sind immer wieder mal Fehler gemacht worden, die den Besuch schmälerten. Fehler die der Langlebigkeit eines Stammtisches massiv im Weg stehen können. Fehler die vermeidbar gewesen wären, hätte sich jemand die Mühe gemacht, sie einmal in einem hübschen Artikel aufzulisten - womit ich mir erfolgreich selbst mit dem Zaun gewunken hätte.


Der Erfolg eines Stammtischs hängt stark mit der Wahl des Lokals ab! Die meisten Künstler*innen denken nicht lange darüber nach und entscheiden sich für etwas, das möglichst in der Nähe ihres Schaffensorts liegt. Das dient der Bequemlichkeit! Hat aber auch seine Tücken, wenn es sich beispielsweise um ein Café handelt, das von Anderen ebenfalls gern und viel frequentiert wird. Hier zeigt sich eine Konstante die alle Stammtische gleich haben: Es muss immer Platz für die Stammbesetzung da sein und am Besten überhaupt immer derselbe! 


Ein häufig gemachter Fehler ist die Wahl eines Lokals das bereits einen Namen als beliebter Treffpunkt hat. Besonders wenn sich ein gewisses Klientel dort vermuten lässt. In Wien war es beispielsweise der Rüdigerhof im 5ten, der häufiger vorgeschlagen wurde, weil dort schon bekanntere Persönlichkeiten der Wiener Szene gastiert haben. An sich ist gegen den Rüdigerhof nichts einzuwenden! Es ist ein sehr nettes Café mit einem gemütlichen Gastgarten. Aber auch immer sehr voll, zumindest immer dann wenn ich dort war. Was auch an seiner Nähe zum Naschmarkt, Karlsplatz, Mariahilfer Straße etc liegen mag.

Es lohnt sich auch deshalb ein etwas weniger bekanntes Lokal zu suchen, weil es identitätsstiftender ist. Und den Besitzern ist damit ebenfalls geholfen, was sich gegebenenfalls auch auf ihre Bereitschaft auswirken kann, die eine oder andere Runde auszugeben.


Der Rüdigerhof hatte noch ein anderes Problem, nicht nur für mich: Die Erreichbarkeit! Um dorthin zu gelangen muss man schon ein paarmal umsteigen. Etwas das man vielleicht eher auf sich nimmt, wenn sich häufiger dort getroffen wird - freie Sitzplätze vorausgesetzt! Spätestens wenn es spät wird, der Alkohol seine Wirkung entfaltet oder der Winter vor der Tür steht, bereut man den langen Heimweg. In der Regel lohnt es sich etwas zu suchen, das möglichst zentral oder zumindest für alle gut zu erreichen ist - bei JEDEM Wetter!


Einigen meiner Freunden verweigere ich mittlerweile die Lokalwahl, weil es sie aus mir immer noch unerfindlichen Gründen an Orte zieht, die völlig überfüllt und eng sind. Wo man nur hoffen kann einen freien Tisch zu finden, von freien Stühlen einmal ganz zu schweigen. Orte wo sich das Stimmengewirr und die Musik aus der Konserve in einer gesprächsbetäubenden Kakophonie vereinen.


Nicht nur macht das jede Gesprächskultur zunichte, die für einen vernünftigen Künstler*innen-Stammtisch essenziell ist. Manch einer mag es einfach nicht mit anderen Leuten, ob bekannt oder nicht, derart auf Tuchfühlung zu gehen. Und selbst jene die es mögen, wollen sich das nicht regelmäßig antun. Stimmungen ändern sich, darauf muss Rücksicht genommen werden! Auch hinsichtlich der musikalischen Beschallung: Aggressives Gewummer aus billigen Lautsprechern? Nein danke!


Gemütlichkeit ist wichtig, aber Bewegungsfreiheit ist es auch! Raum für ausschweifende Gesten, für die Präsentation eines Outfits, den Vortrag eines Gedichts, einer Szene, kurz: Freiraum. Wenn das Lokal eine eigene Bühne hat ist das ja schön und gut, aber nicht alles was man zu zeigen hat, ist für's ganze Lokal gedacht! Raum für Wechsel zwischen Tischen. Oder ganz banal: Für den Gang zum Klo oder nach draußen, für eine Zigarette.

Überhaupt gilt: Keine Schläuche! Sobald man irgendwo "nach hinten" gehen muss und sich erst wieder "nach vorne" kämpfen, um ins Freie zu gelangen, wirkt sich das negativ auf die Dynamik aus. Niemand fühlt sich gern gefangen, schon garnicht in einem Setting das den Anspruch erhebt "gemütlich" zu sein.


Wer sitzt bei schönem Wetter nicht gerne draußen? Dem muss natürlich auch Rechnung getragen werden, wenn es um die Wahl des richtigen Lokals geht. Nur lässt sich nicht immer gleich sagen, ob das auch tatsächlich so eine gute Idee ist. Wer sich ein Lokal im Winter ansieht, mag sich der Probleme die im Sommer erwachsen können nicht immer gleich bewusst sein. Probleme wie Anrainer, zum Bleistift! Denn es ist bekanntlich nicht jeder sonderlich begeistert über einem Lokal zu hausen, vor allem zu später Stunde. Darauf muss selbstverständlich Rücksicht genommen werden, nur verpasst das auch hier der Gesprächskultur einen ordentlichen Dämpfer!.


Lokale die einfach Stühle auf die Straße stellen sind durchaus legitim und in punkto erwähnter Bewegungsfreiheit sicher ein Plus. Aber zum Einen ist nicht gesagt, dass der Wirt das auch tatsächlich machen darf und vom Gesetzgeber nicht irgendwann einen auf den Deckel bekommt, woraufhin er das Sessel-rausstellen irgendwann einstellen muss. Zum Anderen sind Faktoren wie Verkehr, Wind und Wetterwechsel zu bedenken.


Man ist in dem Fall auch Out in the open! Also für jeden ansprechbar, oder mindestens sichtbar, der das gerade nicht mitkriegen soll. Exen, nervende Bekannte oder Arbeitgeber denen man besser nicht unter die Nase reibt, dass man garnicht krank ist. Wobei man dem Problem auch kreativ begegnen könnte, mit einer Verkleidung womöglich. Vorausgesetzt der Wirt macht einem da keinen Strich durch die Rechnung!

 

Es ist ja schön und gut für die feineren Dinge im Leben empfänglich zu sein. Aber ein regelmäßiger Stammtisch ist schon auch eine kleine Investition. Das geht ins Geld! Auch für jene unter den potentiellen Gästen die nicht so gut verdienen oder ihr Geld für dringlichere Dinge zur Seite legen müssen. Das Lokal sollte also definitiv leistbar sein! Das Repertoire aber auch zu einem gewissen Grad variieren, damit sich der Gaumen ebenso erfreut wie der Verstand.


Es gibt einen relativ einfachen Test um festzustellen, ob sich ein Lokal in der Hinsicht eignet: Man setze sich hinein und bestelle ein großes Glas Wasser. Sonst nichts! Wobei selbstverständlich darauf Rücksicht genommen werden sollte, ob gerade viel Betrieb ist. Denn gute Gastwirte tun richtig der zahlenden Kundschaft den Vorzug zu geben, wenn Tische rar sind. Ist wenig los, haben sie keinen Grund zu schmollen wenn man nur ein Wasser trinkt. Dem Verhalten der Belegschaft kann man dann entnehmen, ob es sich lohnt wieder zu kommen und seine Stammtischfreunde mitzubringen!

#FEEDBACK

von Manuel Waldner 23. Oktober 2025
In diesem exklusiven Interview trifft Kafeela Adegbite auf Vada Prosquill, die dynamische Gründerin von "Leaders in Heels", um tiefe Einblicke in die Herausforderungen und Triumphe von Frauen in Führungspositionen zu gewinnen. Vada teilt ihre Inspiration hinter der Gründung dieser bahnbrechenden Initiative und diskutiert, wie "Leaders in Heels" Frauen dabei unterstützt, Barrieren in der Geschäftswelt zu überwinden und ihre Träume zu verwirklichen. Erfahren Sie mehr über die Erfolgsgeschichten, die "Leaders in Heels" hervorgebracht hat, und die Pläne für die Zukunft dieser mächtigen Bewegung.
von Manuel Waldner 23. Oktober 2025
INTERVIEW WITH THE TALENTED PATRICIA NARBON ABOUT FASHION & HER MUSIC PROJECT "ATZUR"
von Peter.W. 19. Oktober 2025
Lache wenn es nicht zum Sterben reich
von Manuel Waldner 19. Oktober 2025
Musik-Geheimtipps, die sie inspirieren werden...#7