FÜNF SEHENSWERTE COMEDY-HORROR-SERIEN

Wir vom Kollektiv-Magazin sind große Fans von gut gemachten Horror-Comedy-Serien von denen es in den vergangenen Jahren einige sehenswerte Neuerscheinungen, die aus uns unerfindlichen Gründen bei Vielen immer noch nicht angekommen zu sein scheinen. Und das obwohl damit durchaus bekannte Namen wie Matt Berry und Taika Waititi verbunden sind. Die heutigen Beispiele stammen nicht nur aus England - wie eigentlich Vieles das mir persönlich sehr zusagt - sondern auch aus den USA und Neuseeland. 



Ghosts



Nicht zu verwechseln mit der US-amerikanischen Adaption von 2021, die wir noch nicht gesehen haben und über die wir daher relativ wenig sagen können, weshalb wir umso mehr auf das Original der BBC aus dem Jahr 2019 verweisen möchten. Der Cast dürfte vor allem den jungen Sehern der preisgekrönten, geschichtlichen Sketchshow Horrible Histories bekannt vorkommen, wobei es sich bei Ghost eindeutig um Programm für ein schon reiferes Publikum handelt. Das junge Paar Alison und Mike Cooper erbt ein altes halbverfallenes Herrenhaus auf dem Land, das sie renovieren und zu einem Hotel umfunktionieren wollen. Was ihnen zunächst nicht klar ist: Das Haus wird bereits von den Geistern jener heimgesucht, die auf seinem Grund verstorben sind. Bunte Charaktere aus den unterschiedlichsten Epochen, die mit den Plänen der Coopers alles andere als einverstanden sind... 







What We Do in the Shadows


2019 war auch das Jahr in dem die US-amerikanische Horror-Comedy-Serie What We Do in the Shadows von Jemaine Clement startete, basierend auf dem gleichnamigen neuseeländischen Spielfilm von Clement und Taika Waititi aus dem Jahr 2014, der wiederum auf deren gemeinsamen Studentenfilm What We Do in the Shadows: Interviews with some Vampires von 2005 basiert. Die Handlung folgt Mockumentary-style einer Gruppe von Vampiren, gespielt von Kayvan Novak, Matt Berry, Mark Proksch und Natasia Demetriou, die zusammen mit ihrem Knecht Guillermo (Harvey Guillén) in Staten Island leben und sich in der modernen Welt zurecht finden müssen. Viele bekannte SchauspielerInnen tauchen dabei in Gastrollen auf, unter anderem Jemaine Clement und Taika Waititi selbst, Doug Jones, Dave Bautista, Tilda Swinton, Wesley Snipes, Danny Trejo und Mark Hamill.







Wellington Paranormal


Ein weiteres TV-Spinoff des bereits erwähnten What We Do in the Shadows-Films und ebenfalls im Stil einer Mockumentation gehalten. Wir folgen den beiden Streifenpolizisten Minogue und O'Leary auf ihren Einsätzen durch die neuseeländische Stadt Wellington, welche sich der Aufklärung übernatürlicher Fälle verschrieben haben - wobei sie sich nicht immer allzu intelligent anstellen. Grund für ihre nicht ganz offiziellen Einsätze ist ihr Vorgesetzter Sergeant Ruawai Maaka, der ein Faible für die Parawissenschaften entwickelt hat. Die Serie ist stark von Akte X und den obligatorischen Polizei-Dokusoaps inspiriert.






Inside No. 9



Eine britische Anthologie-Serie die bereits seit 2014 läuft und sich einem besonders schwarzem Humor und Sinn für's Makabre verschrieben hat. Geschrieben und performt von Reece Shearsmith und Steve Pemberton - die übrigens auch an der Seite von Sherlock-Erfinder Mark Gatiss als The League of Gentlemen für Furore sorgten - erzählt Inside No. 9 in jeder Folge eine andere Geschichte, wobei jede davon auf ihre subtil verstörende Art und Weise einzigartig ist. Hier wird nicht nur aus dem Übernatürlichen, sondern auch aus den Abgründen der menschlichen Seele geschöpft. Zu den illustren Gästen zählten bisher unter anderem Tamsin Greig, David Warner, Derek Jacobi, David Morrissey und Mark Gatiss. Übrigens: Wem nach mehr gelüstet, dem sei auch das Vorgängerprojekt Psychoville empfohlen.  



 



Jam


Am Ende unseres Artikels UK-Exports: Radio Comedy stellten wir bereits die experimentelle Dark comedy und Horror-Reihe Blue Jam von Chris Morris vor, welche in den späten 1990ern auf BBC Radio 1 lief. 2000 erschien auf Channel 4 auch eine Fernsehfassung unter dem schlichteren Titel Jam. Falls jemals die Frage auftauchte, was man sich unter einer Horror-Sketchshow vorzustellen hat - well, hier ist die Antwort! Zum Cast gehörten Morris selbst, Mark Heap, Kevin Eldon, Amelia Bullmore, David Cann und Julia Davis. Zum Autorenteam zählte zudem Graham Linehan, der für Erfolgssitcoms wie Black Books oder The IT Crowd verantwortlich zeichnete.




#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.