NEW DARK ODDITIES # 3

Willkommen zurück in der dunklen und verstörenden Welt des Internets




Rent A Hitman

World Wide Web / True Crime


Im Darknet kann man bekanntlich einige obskure Seiten finden, wo man gewisse Gegenstände erwerben und Dienste in Anspruch nehmen kann, die höchst illegal sind. Wer keine Ahnung hat, wie man dorthin kommt, scheint aber auch im regulären Netz fündig zu werden. Seit 2005 betreibt der Amerikaner Bob Innes die Seite RentAHitman.com, wo man sich für gutes Geld unliebsam gewordene Störenfriede vom Hals schaffen kann. Dass eine solche Seite nach bald 20 Jahren immer noch existiert ist leicht erklärt: Es handelt sich um ein Satire-Projekt! Zumindest war das der Plan, bevor sich nach und nach echte "Kunden" bei Innes meldeten, die tatsächlich einen Attentäter engagieren wollten. Um die Betroffenen zu schützen, begann er mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten und rettete damit zahlreichen Beinahe-Opfern das Leben. Innes gab später an, dass ungefähr 10 % aller Anfragen auf seine Seite von Leuten stammten, die tatsächlich jemanden tot sehen wollten.


  




Valle Verde

Analog Horror / Video Games


Am 6. Oktober 2022 veröffentlichte der argentinische Youtuber Alluvium den ersten Teil einer Analog Horror-Reihe um das fiktive Playstation-Spiel Valle Verde, basierend auf Nintendo's Animal Crossing von 2001. In klassischer Creepypasta-Manier gibt Alluvium an beim Spazieren im Park eine mysteriöse Videokassette gefunden zu haben, auf der sich das Gameplay zu besagtem Spiel befindet. Es scheint zunächst, als sei Valle Verde ganz harmlos, ein Spiel für Kinder, wenn auch etwas buggy. Aber schon bald eröffnet sich uns der wahre, erschütternde Horror hinter dem Spiel und der ominösen Technologie dahinter.

Handelt es sich um einen ersten Versuch mit Mensch-Maschinen-Interfaces? Was hat es mit den seltsamen Anomalien auf sich? All den ominösen religiösen Symbolismen und Referenzen zu Person wie Oppenheimer oder den argentinischen Nostradamus, 
Benjamín Solari Parravicini? Und was ist mit den Testspielern geschehen? Alluvium stellte am 17. Juli 2023 ein zweites Video online, dem am 25. Juni 2024 ein Drittes folgte.   





This House Has People in It

Short Film / ARG


2014 produzierte der US-amerikanische Comedian und Filmemacher Alan Resnick seinen bereits dritten Kurzfilm im Rahmen der Infomercial-Reihe von Adult Swim. (Wir haben in der Vergangenheit bereits seinen zweiten Film Unedited Footage Of A Bear vorgestellt, siehe Dark Oddities # 10). In This House Has People in It bekommen wir Aufnahmen versteckter Kameras zu sehen, die eine Familie zeigen, deren idyllisches Vorstadtleben aus den Fugen gerät, als die lange ignorierte Familientochter aus mysteriösen Gründen im Küchenboden versinkt. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs! Hinter dem Projekt verbirgt sich ein ARG, das noch viel haarsträubendere Details offenbart...







Saiko! The large family

Japanese Horror


Eine japanische Horror-Mockumentary aus dem Jahr 2009, die als Teil der Banned from Broadcast-Reihe veröffentlicht wurde. Wir folgen der kanadischen Filmemacherin Veronica Addison und ihrem Team, welche die mehrköpfige japanische Familie Uru besuchen. Rasch zeigt sich, dass die Dinge nicht so sind wie sie scheinen! Wir werden mit Szenen häuslicher Gewalt und Drama konfrontiert, denen sich die Familie, allen voran der neue Stiefvater Sumio stellen müssen. Doch selbst dahinter verbergen sich schichtenweise dunkle Geheimnisse und ein subtil platzierter Horror, der einmal freigelegt, umso tiefer unter die Haut geht. Youtuberin Reignbot hat vor geraumer Zeit ein Review des Films veröffentlicht und damit einen absoluten Geheimtipp freigelegt!


#FEEDBACK

von Manuel Waldner 6. September 2025
HOSE RUNTER: DER PODCAST VOR SHOW DE TOILETTE
von Peter.W. 5. September 2025
Das Mark des Lebens aussaugen
von Manuel Waldner 5. September 2025
DR. MICHAEL HOCH & DI DR. NORBERT FRISCHAUF
von Manuel Waldner 23. August 2025
EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.