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KOMPARSERIE - VERHALTEN AM FILMSET

Einmal vor der Kamera stehen und Filmluft schnuppern - aber richtig! Hier ein paar Tipps um unangenehme Zwischenfälle zu vermeiden...

Die Film und Fernsehindustrie ist auf Teamwork angewiesen. Sowohl auf eine gute Crew, die ihr Handwerk selbst im Schlaf beherrscht, wie auch die Schauspieler die ihre Rolle möglichst glaubhaft rüberbringen müssen. Regisseure, Autoren, Produzenten... die Liste ist lang und der Erfolg einer jeden Produktion davon abhängig, dass alle gewissenhaft und effizient miteinander arbeiten können. 

Doch sind viele Filme und Serien auch auf Leute angewiesen, die im Hintergrund Leben in die Bude bringen: Komparsen und Statisten. Diese sind meist ganz normale Leute, welche sich die Chance nicht entgehen lassen möchten bei einer Produktion dabei zu sein, die Stars einmal hautnah zu erleben und vielleicht sogar "entdeckt" zu werden. Dabei ist das Verhältnis zum Team nicht immer das Beste.

Hier ein paar Einblicke in die Welt der Komparserie...

Keine Starallüren

Zunächst einmal räumen wir mit einem weit verbreitetem Irrglauben auf: Die Chancen als Komparse "entdeckt zu werden" sind schwindend gering! Selbst wer glaubt unglaublich talentiert und ausdrucksstark zu sein, wird hier bitter enttäuscht. Zwar haben viele heute bekannte SchauspielerInnen auch als Komparsen angefangen - zB Harrison Ford in Apocalypse Now - und damit ihre ersten Erfahrungen gesammelt. Aber vom Fleck weg engagiert wurde von ihnen niemand! Sie mussten erst viel Zeit, Energie und Kohle in ihre Ausbildung investieren und sich eine Reputation aufbauen, ehe sie zu Stars wurden. Dafür wissen die Produktionsfirmen aber auch, dass sie es mit echten Profis zu tun haben und sich auf sie verlassen können. 

Andererseits haben Komparsen nicht unbedingt den besten Ruf in der Filmindustrie. Sie stehen eigentlich ganz unten in der Hackordnung, was erstmal harsch erscheint. Aber der Rest der Crew hat immerhin auch einen langen, steinigen Weg hinter sich, um überhaupt an der Produktion mitarbeiten zu dürfen und die Arbeitsbedingungen sind auch nicht immer angenehm. Komparsen sind - wie gesagt - ganz einfache Menschen, die erstmal nicht annähernd soviel geleistet haben und im Grunde auch nichts zu verlieren haben. Im besten Fall sind sie Gäste mit Benefits!

Was natürlich nicht bedeutet, dass der Umgang miteinander grundsätzlich schlecht sein muss. Meist ist er sogar recht angenehm, solange man niemandem im Weg steht und sich an die Regeln hält (siehe unten). Leider gibt es immer wieder Komparsen mit Starallüren, die glauben etwas Besseres zu sein und mit allen auf Augenhöhe kommunizieren zu dürfen, nur weil sie sich auf einem Filmset aufhalten. Sowas kommt ganz schlecht an! Man muss aber auch nicht übervorsichtig sein, es reicht wenn man sich als Komparse an den Kollegen orientiert oder zur Not die Setbetreuung um Rat bittet.

Bitte nicht stören!

Am Set wird konzentriert gearbeitet, selbst in den Kaffeepausen. Wenn die Stimmung passt kann man sich schon miteinander unterhalten, dabei sollte allerdings darauf Rücksicht genommen werden dem Team nicht zur Last zu fallen oder sonstwie unangenehm zu irritieren. 

Etwas das Komparsen sehr gerne tun, obwohl ihnen von den Setbetreuern immer wieder eingetrichtert wird, dass sie das lassen sollen, ist es unerlaubt Fotos vom Set oder den Schauspielern zu machen. Wer diese Fotos auch noch online stellt, muss gegebenenfalls mit empfindlichen Strafen rechnen, insbesonderen wenn Details an die Öffentlichkeit geraten die es auf keinen Fall sollten.

Es ist durchaus möglich die SchauspielerInnen um ein gemeinsames Foto zu bitten. Im Idealfall spricht man sich mit dem Setbetreuer ab, der das für einen klarmachen kann. Ist keiner vorhanden, etwa weil nur drei Komparsen am Set sind, kann man auch höflich fragen. Aber niemals, wenn sich die Schauspieler auf dem Weg zum Set befinden! Auf gar keinen Fall wenn sie gerade von der Leseprobe kommen! Und unter keinen Umständen wenn sie sich gerade in der Garderobe befinden! 

Vertretung der Komparsen

Hin und wieder kommt es vor, dass es zu Problemen zwischen dem Team und der Komparserie kommt. In größeren Gruppen ist dann der jeweilige Setbetreuer zur Stelle, um die Sache zu klären. Was, wie bereits erwähnt, in kleineren Konstellationen nicht immer der Fall ist. Trotzdem sollte man es vermeiden die Crew zu behelligen, wenn es nicht von absoluter Dringlichkeit ist. Manche Probleme lassen sich zwar auch kurz und schmerzlos lösen, aber es ist nie gut negativ aufzufallen und möglicherweise beim nächsten Mal nicht mehr gebucht zu werden.

Wer von einer guten Agentur vermittelt wurde ist ohnehin besser beraten, mit dieser direkt über das Problem zu sprechen, denn sie hat mehr Erfahrung mit den Hackordnungen und hat durchaus ein Wort mitzureden. Wenn sich die Cateringfirma zB weigert die Komparsen angemessen zu versorgen oder die Produktion den Komparsen nicht genug Pausen einräumt. Eine schlechte Agentur wird einen wahrscheinlich nicht mehr buchen, um das Problem zu lösen, ohne allzu unangenehm aufzufallen. Aber ganz ehrlich, bei so einer Agentur möchte man ohnehin nicht sein!

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Wenn gedreht wird halten alle den Mund! Aber auch wenn die Kameras gerade mal nicht laufen sollte man als Komparse etwas vorsichtiger sein, mit dem was man von sich gibt. Der häufigste Fehler den Komparsen machen ist das Jammern: Darüber wie wenig Geld sie für ihre Mühen bekommen, darüber das sie soviel stehen müssen, darüber das mit ihnen nicht vernünftig kommuniziert wird. Es mag was dran sein, aber es kommt definitiv schlecht an. Vor allem, weil es immer und immer wieder behandelt wird und allen schon gehörig zum Hals heraushängt!

Politische Äußerungen sind auch schwierig, da sie ein Konfliktpotential ins sich bergen, das unausgesprochen, gerne mal unter der Oberfläche brodelt und furchtbar irritiert. Was nicht selten dafür sorgt, dass die entsprechenden Komparsen der Einfachheit halber nicht mehr gebucht werden.
Ebenfalls zu vermeiden ist es, der Crew ungefragt seine Hilfe anzubieten. Hilfsbereitschaft wird grundsätzlich schon gerne gesehen, aber sobald es in die Richtung geht, wo jemandem quasi "die Arbeit weggenommen" wird, kann das zu unguten Spannungen führen. An sich gern gesehen ist grundsätzliches Interesse an der Arbeit und Anekdoten von früheren Projekten. 

Inspektor gibt's kan!

Es gibt zwei Dinge die Komparsen am Häufigsten spielen: Passanten und Polizisten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Letztere heiß begehrte Rollen sind. Hier gibt es noch das Meiste zu lernen: Das richtige Halten der Waffe, wie man Handschellen anlegt und jemanden abführt. Nach Aussen hin nichts allzu spektakuläres, aber auf jeden Fall das Unterhaltsamste was man als Komparse tun kann.

Hier werden aber auch ein paar sehr häufige Anfängerfehler gemacht. Wer in Uniform rumläuft darf sich beispielsweise nur in einem bestimmten Radius ums Set herum bewegen. Wird man außerhalb des Bereichs von der echten Polizei aufgegriffen, wird eine empfindliche Strafe fällig, die übrigens der Komparse selbst zu tragen hat, nicht die Produktion. (Achtung: Dies gilt übrigens auch, wenn es die Produktion verabsäumt hat, eine Genehmigung einzuholen!) Wer von sich als Polizist Fotos macht und diese später online stellt, sollte auch klar darauf verweisen, dass es sich um ein "Filmfoto" handelt, um etwaige rechtliche Probleme zu vermeiden!

Viele Produktionen können es auch auf den Tod nicht ausstehen, wenn die Komparsen mit den Requisiten, sprich: Waffe, Handschellen, Pfefferspray etc herumspielen. Und das passiert leider häufiger als man denkt! Dumm auch dann, wenn keine Handschellenschlüssel vorhanden sind, um einen Komparsen aus einer misslichen Lage zu befreien. Grundsätzlich gilt, dass auf alle Kostüme und Requisiten Acht gegeben werden muss! 

Wozu das Ganze? 

Man mag sich die Frage stellen, ob die Komparserie den ganzen Ärger wert ist. Ich (Peter.W.) für meinen Teil schätze die Komparserie, weil sie mir die Möglichkeit gibt neue Leute kennenzulernen, mich schauspielerisch zu betätigen ohne mir viel Text merken zu müssen (womit ich schon immer Probleme hatte), etwas über Film und Filmproduktion zu lernen und nebenbei auch etwas Zeit zu finden, um was zu lesen oder zu schreiben.

Bis jetzt hatte ich das Vergnügen an diversen Film und Fernsehproduktion teilnehmen zu können. Sehr zu empfehlen ist dabei vor allem Stefan Ruzowitzky's grandioses Meisterwerk Narziss und Goldmund, in dem ich einen Mönch spielen durfte und der wirklich hervorragend geworden ist. Durch meine Tätigkeiten habe ich aber auch Filmschaffende wie Vesely Marek kennengelernt, der dankenswerterweise mein erstes Drehbuch zum Kurzfilm Animal Control umgesetzt und dafür sämtliche Kosten übernommen hat. 

Ich muss aber auch dazusagen, dass ich in meinen 20 Jahren im Kunst und Kulturbetrieb noch nie etwas so Kindisches erlebt habe wie die Wiener Filmszene. Sie lohnt sich durchaus, man sollte sich aber ein dickes Fell zulegen, wenn man es hier zu etwas bringen will!

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