AUGEMUNDBUNT - STRATEGIEN GEGEN DIE BLOCKADE
In dieser Rubrik werden Möglichkeiten behandelt Schreibblockaden zu überwinden.
Einer meiner Lieblingsautoren, der deutsche Kolumnist und Musiker Max Goldt, schreibt seit etlichen Jahren für das Satiremagazin Titanic. Eine Auswahl seiner Arbeiten erschien in diversen Büchern mit so kuriosen Titeln wie "Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau", "Ä" oder "Okay Mutter, ich nehme die Mittagsmaschine". Neben den Texten finden sich dort auch grafische Beiträge wie Comiks (u.a. von Stephan Katz mit dem er später das Duo Katz & Goldt bildete) und - worauf ich eigentlich hinaus will - Fotos die mit unterhaltsamen Kommentaren des Autors versehen waren.
Diese Fotos inspirierten mich vor ein paar Jahren dazu eine Strategie in Angriff zu nehmen, die einer gerade vor sich gehenden Schreibblockade entgegenwirken sollten. Die Idee war es schlicht sich Fotos aus dem Netz zu fischen und einen kleinen Text dazu zu schreiben, sei es eine Beschreibung des gezeigten oder eine sich daraus ergebende Überlegung usf.
Einige der weniger ernst gemeinten Beiträge die in ihrem Witz denen von Max Goldt ähnelten - wenn auch nicht ganz mit derselben sprachlichen Brillanz für die der Autor so berühmt ist - sammelte ich, um sie in der Facebook-Gruppe AugeMundBunt zu veröffentlichen. Hier eine kleine Auswahl:
#FEEDBACK

Der Text von "Nóttin talar" (Die Nacht spricht) drückt tiefe Traurigkeit und den Wunsch aus, in die Vergangenheit zurückzukehren. Bilder wie ein versteckter Pfad und ein grauer Spiegel deuten auf eine Innenschau und den Wunsch hin, zur Vergangenheit zurückzukehren. Der Sänger spricht von Erinnerungen, die wie Glut brennen, und unausgesprochenen Worten, und fragt sich, ob Antworten in einer anderen Zeit existieren. Es gibt ein starkes Gefühl der Schuld und den Wunsch, vergangene Fehler ungeschehen zu machen, wobei wiederholt darum gebeten wird, Í GEGNUM TÍMANN (durch die Zeit) zurückzukehren, um Dinge zu reparieren. Das Vergehen der Zeit wird durch fallende Tage und stille Tränen dargestellt, was hervorhebt, dass die Zeit nicht umgekehrt werden kann. Der Sänger träumt von einer zweiten Chance, präsent und liebevoll zu sein. Auch wenn eine Rückkehr unmöglich sein mag und der Schmerz persönlich ist, bleibt die Hoffnung, Dinge richtigzustellen. Das Musikvideo, das drei junge Männer beim Spaß zeigt, steht im Kontrast zu diesen traurigen Texten. Es scheint hervorzuheben, wie schnell die Jugend und diese unbeschwerten Zeiten vergehen und wie Handlungen in der Jugend später zu Bedauern führen können. Die Freude im Video repräsentiert eine Zeit, die nicht zurückgebracht werden kann, und die Texte deuten darauf hin, dass die jungen Männer eines Tages zurückblicken und sich wünschen könnten, sie hätten Dinge anders gemacht. Der Unterschied zwischen den fröhlichen Bildern und den traurigen Worten betont, wie die Zeit vergeht und wie unsere vergangenen Handlungen uns belasten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Musikprojekt: https://www.kollektiv-magazin.com/ai-musikprojekt-dominion-protocol

Prof. Dr. Heinz Gärtner ist Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte mit Schwerpunkt internationale Beziehungen. Er lehrt an der Universität Wien und ist Senior Fellow am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip). Gärtner beschäftigt sich in seiner Forschung mit Fragen der Neutralität, Sicherheits- und Friedenspolitik sowie den transatlantischen Beziehungen. Er hat zahlreiche Fachpublikationen veröffentlicht, ist regelmäßig als Experte in den Medien präsent und wirkt in internationalen Gremien zur Sicherheits- und Außenpolitik mit.