MUSIK ZUM SCHREIBEN #2 - JAZZ
Wer viel schreibt, weiß wie wichtig eine angenehme Atmosphäre ist. Die richtige Musik kann da helfen...

Seit 20 Jahren tummle ich mich bereits als freier Sendungsproduzent im Freien Radio. Und über einen nicht unbedeuteten Teil dieser Zeit war ich Mischpultassi für die Sendung Jazz Café
von Wolfgang Baumgartner. Diese Sendung brauchte mir den Jazz näher als je zuvor und offenbarte mir auch ein paar Alben die sich hervorragend zum Schreiben eignen. Hier eine kleine Auswahl mit Einzelbeispielen...
John Coltrane - Blue Train (1958)
Keine Musik die man bei voller Lautstärke hören sollte, zumindest wenn man am Schreiben ist. Die komplexen Spielereien von Coltrane und seiner Band können einen sonst echt schwindlig machen. Doch bei der richtigen Lautstärke und angenehmer Beleuchtung wirkt sich dieses Album wie ein anregender Balsam auf der Seele aus. Wichtig ist aber auch die richtige Anlage zum Hören, damit der wunderbare Bass von Paul Chambers - auch ein grandioser Solointerpret, by the way - besser zur Geltung kommt. Geeignet für jede Tages und Nachtzeit, jedoch ein bisschen aufwühlend.
Mulatu Astatke - New York – Addis – London. The Story of Ethio Jazz 1965–1975 (2009)
Kennern des Jim Jarmusch-Filmklassikers Broken Flower
mit Bill Murray, dürfte die Musik von Mulatu Astatke ein Begriff sein. Ein äthiopischer Jazzmusiker den es einst nach London und New York verschlug, wo er seinen eigenen Stil kreierte: Ethiojazz. Die hier vorliegende Compilation enthält eine breite Auswahl seiner Arbeiten, darunter auch seine bekannteste Nummer "Yègellé Tezeta". Seine Musik ist schwungvoll, allerdings nicht so schnell und komplex wie bei Coltrane und hat trotz ihrer oft übersteuert wirkenden Qualität eine angenehme, warme Dynamik.
Medeski, Martin & Wood - Note Bleu: Best of the Blue Note Years 1998–2005 (2006)
Wer wie ich nicht so der Purist ist und es auch mal mag, wenn sich der Jazz mit Elementen der Elektronik und des HipHop vermengt, wird seine Freude an Medeski, Martin & Wood haben. Da groovt es und funkt es, dass es eine Art hat und man beim Schreiben fast unentwegt mitnicken muss. Perfekt wenn man einen Tunnelblick entwickelt hat und einmal dringend aus seinem alten Trott herausgeholt werden muss.
#FEEDBACK

Der Text von "Nóttin talar" (Die Nacht spricht) drückt tiefe Traurigkeit und den Wunsch aus, in die Vergangenheit zurückzukehren. Bilder wie ein versteckter Pfad und ein grauer Spiegel deuten auf eine Innenschau und den Wunsch hin, zur Vergangenheit zurückzukehren. Der Sänger spricht von Erinnerungen, die wie Glut brennen, und unausgesprochenen Worten, und fragt sich, ob Antworten in einer anderen Zeit existieren. Es gibt ein starkes Gefühl der Schuld und den Wunsch, vergangene Fehler ungeschehen zu machen, wobei wiederholt darum gebeten wird, Í GEGNUM TÍMANN (durch die Zeit) zurückzukehren, um Dinge zu reparieren. Das Vergehen der Zeit wird durch fallende Tage und stille Tränen dargestellt, was hervorhebt, dass die Zeit nicht umgekehrt werden kann. Der Sänger träumt von einer zweiten Chance, präsent und liebevoll zu sein. Auch wenn eine Rückkehr unmöglich sein mag und der Schmerz persönlich ist, bleibt die Hoffnung, Dinge richtigzustellen. Das Musikvideo, das drei junge Männer beim Spaß zeigt, steht im Kontrast zu diesen traurigen Texten. Es scheint hervorzuheben, wie schnell die Jugend und diese unbeschwerten Zeiten vergehen und wie Handlungen in der Jugend später zu Bedauern führen können. Die Freude im Video repräsentiert eine Zeit, die nicht zurückgebracht werden kann, und die Texte deuten darauf hin, dass die jungen Männer eines Tages zurückblicken und sich wünschen könnten, sie hätten Dinge anders gemacht. Der Unterschied zwischen den fröhlichen Bildern und den traurigen Worten betont, wie die Zeit vergeht und wie unsere vergangenen Handlungen uns belasten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Musikprojekt: https://www.kollektiv-magazin.com/ai-musikprojekt-dominion-protocol

Prof. Dr. Heinz Gärtner ist Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte mit Schwerpunkt internationale Beziehungen. Er lehrt an der Universität Wien und ist Senior Fellow am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip). Gärtner beschäftigt sich in seiner Forschung mit Fragen der Neutralität, Sicherheits- und Friedenspolitik sowie den transatlantischen Beziehungen. Er hat zahlreiche Fachpublikationen veröffentlicht, ist regelmäßig als Experte in den Medien präsent und wirkt in internationalen Gremien zur Sicherheits- und Außenpolitik mit.