DIE WUNDERBARE WELT DER PARADOXA
Wir leben in einer Welt voller Widersprüche! Welche kreativen Impulse sich dahinter verbergen, zeigen uns die Paradoxa...

Ich bin ein großer Freund von Geschichten über Zeitreisen, im Speziellen weil sie gewohnte Strukturen auf den Kopf stellen und auf einmal Dinge möglich sind, die eigentlich jeder Logik widersprechen. Daraus ergeben sich ungeahnte Konflikte die über das übliche zwischenmenschliche Geplänkel und unser Verständnis von Moral hinaus gehen. So könnte ein Zeitreisender die Geburt Adolf Hitler's verhindern und damit viele Leben retten, doch gleichzeitig eine Welt schaffen die nie aus den Fehlern des Zweiten Weltkriegs gelernt hat und einem noch schlimmerem Regime den Weg ebnen. Ganz zu schweigen von der Sache mit dem Großvater Paradox...
Und genau darum wird es heute gehen: Paradoxa! Gedankenexperimente und Problemstellungen die sich an einfachen, aber interessanten Widersprüchen stoßen, die das Potential für einen anregenden, innovativen Lesestoff in sich bergen.
Und genau darum wird es heute gehen: Paradoxa! Gedankenexperimente und Problemstellungen die sich an einfachen, aber interessanten Widersprüchen stoßen, die das Potential für einen anregenden, innovativen Lesestoff in sich bergen.
Das Großvater-Paradox
Ein Klassiker unter den Paradoxa was Zeitreisen angeht. Man nehme an ein Zeitreisender ginge zurück in die Vergangenheit und tötet seinen Großvater. Durch dessen Tod kommt der Vater des Zeitreisenden und dadurch der Reisende selbst nie zur Welt. Wie kommt es dann aber überhaupt zu dem ganzen Schlamassel? Kein Zeitreisender, kein toter Großvater!
In der Theorie stellt dieses Phänomen nur dann ein Problem dar, wenn wir von einem Modell ausgehen, in dem es lediglich eine Zeitlinie gibt. Durch die Viele-Welten-Interpretation die eine unendliche Zahl an alternativen Zeitlinien erlaubt, ließe sich das allerdings relativ einfach erklären: Der Zeitreisende hat eben eine neue Zeitlinie (B) erschaffen in welcher der Großvater tot ist. Die eigentliche Zeitlinie (A) bleibt dabei intakt.
Das Bootstrap-Paradox
Hierbei handelt es sich erneut um ein Zeitreise-Paradox, dass allerdings selbst dann unmöglich zu replizieren wäre, wenn es so etwas wie Zeitreisen tatsächlich gäbe. Auf dieses Paradox wurde ich durch meine Lieblingsserie Doctor Who
aufmerksam, daher bediene ich mich des Beispiels aus entsprechenden Folge:
Der Zeitreisende ist diesmal ein großer Fan von Ludwig van Beethoven. Er hat alle Platten und alle Kompositionen als Transkripte zu seiner Verfügung. Eines Tages bricht er auf, um sein Idol endlich mal kennenzulernen. Er reist zurück ins 18te Jahrhundert nach Bonn. Aber niemand hat je von einem Ludwig van Beethoven gehört. Der Zeitreisende ist ratlos und verzweifelt. Aber da ihm alles was Beethoven je gemacht hat zur Verfügung steht, beschließt er einfach seinen Platz in der Geschichte einzunehmen, damit sich der Kreis schließen kann. Die Frage ist allerdings: Wenn es nie einen wirklichen Ludwig van Beethoven gab, woher kam dann seine Musik?
Das Zwillings-Paradox
Ein Gedankenexperiment das im Zusammenhang mit der speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein entstand und beschreibt ein tatsächlich wissenchaftlich nachgewiesenes Phänomen. In diesem reist ein Astronaut mit annähernder Lichtgeschwindigkeit zu einem fernen Stern und zurück, während sich sein Zwilling auf der Erde aufhält. Als der Astronaut zurückkehrt ist sein Bruder wesentlich älter als er, was auf das Phänomen der Zeitdilatation zurückzuführen ist. Mit anderen Worten: Die Zeit vergeht für Objekte in Bewegung langsamer, als für Objekte im Stillstand, was unter normalen Umständen nur unter sehr minimalen Bedingungen stattfindet. (Interessenten vergleichbarer Geschichten empfehle ich die Sterntagebücher
von Stanisław Lem.)
Das Lügenparadox
Ein sehr unterhaltsames Paradoxon ist das sogenannte Lügenparadox, in dem eine Falschaussage quasi selbst aushebelt. Als Beispiel wird unter anderem ein Szenario mit Pinocchio angeführt, dessen Nase bekanntermaßen wächst, wenn er lügt. Doch was, wenn er sagte: "Meine Nase wächst gerade!" Wäre es eine Lüge, würde die Nase wachsen, doch tut sie dies, wäre es keine Lüge mehr. In der Science-Fiction wurde das Lügenparadox schon mal herangezogen, um einen Computer oder eine Künstliche Intelligenz außer Gefecht zu setzen.
Das Schiff des Theseus
Eines meiner Lieblings-Paradoxa ist die Geschichte vom Schiff des Theseus, mit der sich schon die griechischen Philosophen herumschlugen. In ihr geht es um die Frage nach Identität und Individualität, beruhend auf die Veränderung, Entwicklung und Erneuerung der Dinge.
Theseus und seine Männer fahren mit ihrem Schiff für viele Jahre raus auf's Meer. Unterwegs geht immer wieder etwas kaputt, sodass immer wieder einzelne Teile durch Neue ersetzt werden müssen. Als das Schiff in den Heimathafen einfährt wurde bereits jeder Teil des Schiffs mindestens einmal ausgetauscht. Ist es dann aber noch dasselbe Schiff?
In einer weiteren Variante der Erzählung werden die ausgewechselten Teile erneut zusammengesetzt, woraufhin es auf einmal zwei Schiffe gibt. Die Frage hierbei ist, bei welchem es sich um das Original handelt.
#FEEDBACK

Der Text von "Nóttin talar" (Die Nacht spricht) drückt tiefe Traurigkeit und den Wunsch aus, in die Vergangenheit zurückzukehren. Bilder wie ein versteckter Pfad und ein grauer Spiegel deuten auf eine Innenschau und den Wunsch hin, zur Vergangenheit zurückzukehren. Der Sänger spricht von Erinnerungen, die wie Glut brennen, und unausgesprochenen Worten, und fragt sich, ob Antworten in einer anderen Zeit existieren. Es gibt ein starkes Gefühl der Schuld und den Wunsch, vergangene Fehler ungeschehen zu machen, wobei wiederholt darum gebeten wird, Í GEGNUM TÍMANN (durch die Zeit) zurückzukehren, um Dinge zu reparieren. Das Vergehen der Zeit wird durch fallende Tage und stille Tränen dargestellt, was hervorhebt, dass die Zeit nicht umgekehrt werden kann. Der Sänger träumt von einer zweiten Chance, präsent und liebevoll zu sein. Auch wenn eine Rückkehr unmöglich sein mag und der Schmerz persönlich ist, bleibt die Hoffnung, Dinge richtigzustellen. Das Musikvideo, das drei junge Männer beim Spaß zeigt, steht im Kontrast zu diesen traurigen Texten. Es scheint hervorzuheben, wie schnell die Jugend und diese unbeschwerten Zeiten vergehen und wie Handlungen in der Jugend später zu Bedauern führen können. Die Freude im Video repräsentiert eine Zeit, die nicht zurückgebracht werden kann, und die Texte deuten darauf hin, dass die jungen Männer eines Tages zurückblicken und sich wünschen könnten, sie hätten Dinge anders gemacht. Der Unterschied zwischen den fröhlichen Bildern und den traurigen Worten betont, wie die Zeit vergeht und wie unsere vergangenen Handlungen uns belasten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Musikprojekt: https://www.kollektiv-magazin.com/ai-musikprojekt-dominion-protocol

Prof. Dr. Heinz Gärtner ist Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte mit Schwerpunkt internationale Beziehungen. Er lehrt an der Universität Wien und ist Senior Fellow am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip). Gärtner beschäftigt sich in seiner Forschung mit Fragen der Neutralität, Sicherheits- und Friedenspolitik sowie den transatlantischen Beziehungen. Er hat zahlreiche Fachpublikationen veröffentlicht, ist regelmäßig als Experte in den Medien präsent und wirkt in internationalen Gremien zur Sicherheits- und Außenpolitik mit.