KUNST IN DER GRUPPE (REPORTAGE)


Wir Künstler neigen dazu uns eigene Mikrokosmen zu schaffen in denen wir arbeiten und leben können. Aber ab und zu überkommt uns auch der Wunsch einmal Teil von etwas Größerem zu sein. Dann schließen wir uns mit anderen zu Gruppen, Arbeitsgemeinschaften, Plattformen, Kollektiven oder Vereinen zusammen. Das bringt viele Vorteile mit sich. Gemeinsam erreicht man einfach mehr. Ein größeres Publikum. Macht leichter auf sich aufmerksam und tut sich erheblich leichter mit dem Organisatorischen.


Der Nachteil ist, dass man eine Menge Kontrolle abgibt, alles teilen muss und nicht immer mit dem einverstanden ist, was der Rest der Gruppe vorhat. Die große Ernüchterung setzt ein und wir begreifen, dass wir uns, und jeder für sich, das alles ganz anders vorgestellt haben. Entweder kommen wir damit klar oder kehren in unsere kleinen Nischen zurück, überlassen das Konstrukt sich selbst und verlieren es baldestmöglich aus den Augen.


Es kommt auch vor, dass sich solche Gruppierungen institutionalisieren und von Subventionsgebern gestützte Kulturarbeit leisten. Wogegen im Grunde nichts zu sagen wäre, liefe es sich nicht am Ende darauf hinaus, dass auf einmal ein gewisser Pragmatismus gepflegt, Existenzen gesichert werden müssen, was viel Zeit und Energie kostet, Freiheiten nimmt und kreatives Potential lahm legt.


Meiner bescheidenen Erfahrung nach ist die Lebensdauer einer Initiative junger Kreativer durchschnittlich 4 - 5 Jahre. Was in etwa der Zeit entspricht in der sie die Schule verlassen und ihr Studium in Angriff nehmen, nur um sich letztlich irgendwann mit der Frage konfrontiert zu sehen, was sie schließlich mit ihrem Leben anfangen, womit sie ihr Geld verdienen wollen. Gegen Ende ebbt auch langsam jeder idealistische Eifer ab. Die Arbeit an den Projekten nimmt mit dem Erfolg zu, der organisatorische Kram überwiegt, es gibt Probleme in der Kommunikation, Interessenkonflikte etc.


Ein großes, oft unterschätztes Problem sind aber auch die Subventionen! Ich war einst Teil eines Kollektivs das sich erst den Aufwand eines Vereins nicht antun wollte und lieber auf die Kunst konzentrieren wollte. Uns wurde von der Stadt Salzburg das Angebot gemacht einige unserer Projekte finanziell zu unterstützen. Was lieb gemeint war und uns auch Vieles ermöglicht hat! Aber das Problem war, dass das Geld ja irgendwohin überwiesen werden musste und der Inhaber des entsprechenden Kontos dadurch steuerlich belastet wurde. Weshalb die Gründung eines Vereins letztlich doch unumgänglich war. Und der Teufelskreis nahm seinen Lauf... 


Mein Rat: Das Beste ist es so frei wie möglich zu bleiben und finanziell aufwändigere Projekte lieber aus der eigenen Tasche, per Fundraiser oder in Zusammenarbeit mit anderen, bereits etablierten Kulturinitiativen umzusetzen. Mit etwas Einfallsreichtum und organisatorischem Geschick lassen sich auch manche Projekte ohne großen Aufwand realisieren. Es MUSS NICHT immer alles kostspielig sein, um einen Wert zu generieren. Das sollte gute Kunst auch von allein hinbekommen! 




Wie finde ich Gleichgesinnte?


Ich habe 35 Jahre in Salzburg gelebt, einer verhältnismäßig kleinen Stadt mit viel Tourismus und Kulturschickeria. In einem solchen Umfeld ist es nicht schwer potentielle Weggefährten kennenzulernen. Man muss nur die wenigen Lokalitäten und Kulturzentren aufsuchen die noch nicht völlig überrannt von Touristen sind. Was vor allem verbindet ist die gemeinsame Problemstellung. Ein Mangel an Möglichkeiten, dem gemeinsam entgegengetreten werden kann.


Obwohl nicht ganz zu unrecht als altmodisch und verstaubt verschrien, bieten regelmäßige Stammtische einen idealen Pool für Gruppen. Solange sie nicht aus zu vielen Leuten bestehen, was die Gesprächskultur schon erheblich in Mitleidenschaft ziehen kann. Wer einen guten Draht zu Kulturzentren hat mag auch mit Veranstaltungen und Festivals Erfolg haben, die eine offene Bühne, sowie die Möglichkeit bieten, sich nachher an der Bar oder besser noch Backstage auszutauschen.


Was die Akquirierung von Locations betrifft hat sich gezeigt, dass man sich ruhig auch mal was trauen kann. Mein alter Freund und Kollege Marko Dinić machte uns 2012 eine Performance während einer John Cage-Ausstellung im Museum der Moderne klar, einfach indem er einer Eingebung folgend die Kuratorin aufsuchte und fragte, ob wir dort etwas machen durften. Mehr als "Nein" sagen konnte sie ja nicht! Mit sowas schindet man natürlich Eindruck in der Szene und macht Andere auf sich aufmerksam.


Etwas schwieriger gestaltet sich die Sache in der Großstadt. Als ich 2018 nach Wien zog stellte ich rasch fest, dass es dort viel mehr Lokale und Veranstaltungsorte gab, was die Szene im Vergleich zu Salzburg viel dezentraler machte und schwerer zu vernetzen. Auch hatte jeder bereits seine eigene Baustelle am Laufen. Es war garnicht so einfach als Außenstehender dazu zu stoßen. Man muss sich schon etwas mehr Mühe geben! Aber wenn man schon ein paar Leute kennt und mit beliebten Stammlokalen vertraut ist, kommt man der Sache schon bedeutend näher. Und zur Not kann man sich immer noch an der Uni umhören! 




Wer sind wir?


Ich war Teil von Gruppen in denen es eine klare Hierarchie gab, meist ein bis vier Leute die das große Ganze koordinierten. Manche Gruppen nahmen auch davon Abstand und es wurde lieber versucht sich gegenseitig auf Augenhöhe zu unterstützen. Ersteres Modell hat den Vorteil, dass es bereits etabliert ist, allerdings auch den Nachteil, dass sich Neuankömmlinge erst beweisen müssen und Strukturen schnell festfahren können.


Das zweite Modell ist da schon etwas freier! Da manche Künstler*innen dominanter sind als andere, führt der Mangel an klaren Strukturen aber mitunter zu kollidierenden Egos und damit verbunden rasch zu verletzten Gefühlen. Wir hatten das Problem damals so gelöst, dass sich die Hierarchien mit jedem Projekt auf's Neue bildeten, je nachdem wer in einer Situation welche Qualitäten mitbrachte. Was eine Zeit lang gut funktionierte! Bis sich am Ende ein Projekt als das erfolgreicher herausstellte und auf einmal weniger Ressourcen für die Anderen übrigblieben.


Mein Rat: Setzt eurer Gruppe von Anfang an eine Frist! Sollte sie über das Ablaufdatum hinaus gut funktionieren, kann sie ruhig weitermachen. Anhand der Frist lässt sich allerdings ablesen wie es mit der Integrität der Gruppe bestellt ist: Sehnt man schon den letzten Tag herbei, ist das ein deutliches Zeichen aufzuhören. Dasselbe gilt für den Fall, dass man die Frist kaum erwarten kann umso mehr! 


Die Rolle der Gruppe ist ebenfalls ein Thema, dass viel zu häufig unterschätzt wird. Um Spannungen zu vermeiden sollte jedem von Anfang an klar sein, mit was man es zu tun hat und sich tunlichst davor hüten von Dritten in irgendwelche Schubladen gesteckt zu werden. Denn dann läuft man Gefahr mit Erwartungshaltungen konfrontiert zu werden, die man vielleicht garnicht erfüllen möchte. Ich war beispielsweise einmal Teil einer Gruppe die von der Presse fälschlicherweise als "Literaturplattform" tituliert wurde und das obwohl wir aus allen möglichen Kunstrichtungen daherkamen. Was die Kommunikation mit Förderstellen nur unnötig erschwerte.



Kommunikation


Ich habe gelernt, dass die meisten Konflikte in der Gruppe durch mangelnde Kommunikation zustande kommen. Je mehr Leute in das Große Ganze verstrickt sind, desto schwieriger ist es auf einen grünen Zweig zu kommen. Wenn alle durcheinander reden und jeder seine Gedanken zum Thema äußern möchten - manche aber vielleicht nicht so dominant sind wie andere - reißt das die Gruppe früher oder später auseinander.


Im "Normalfall" gibt es eine klare Hierarchie, jemanden der das Sagen hat und dessen Pflicht es ist sich um Deeskalation zu bemühen. Es gibt aber auch die Möglichkeit der Supervision, einer gruppentherapeutischen Maßnahme in welcher das Gespräch von einer neutralen Person moderiert wird, die entsprechend geschult ist. Der Erfolg einer Supervision hängt allerdings auch stark von der Kompetenz des Supervisors und der Bereitschaft der Gruppe ab, sich von einem "Außenseiter", also jemandem der nur bedingt Ahnung von den Dingen hat mit denen sie sich beschäftigt, lenken zu lassen. Falscher Stolz und elitäres Denken sind bei sowas eher hinderlich!


Ich persönlich habe einmal an so einer Supervision teilgenommen und war beeindruckt davon, allerdings auch indirekt dafür verantwortlich die langjährige Beziehung zwischen Supervisor und Gruppe gesprengt zu haben. Der Verein mit dem ich zusammenarbeitete hatte ein Problem mit mir und als der Supervisor für mich Partei ergriff, hatte die Geschäftsführung beschlossen fortan nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten zu wollen. Was mich zum nächsten Punkt bringt:


Die Arbeit in der Gruppe, gerade mit Künstlern und Kulturschaffenden, erfordert es sich ein dickes Fell zuzulegen. Dabei geht es nicht mal um Konfliktvermeidung, im Gegenteil: Die Fähigkeit Konflikte vernünftig auszutragen, sich auch mal streiten zu können, zählt zu den unterschätztesten kreativen Prozesse die es gibt. Wer immer gleich alles persönlich nimmt oder glaubt seinen Kopf durchsetzen zu müssen, sich den Argumenten anderer zu verschließen, wird sich in der Gruppe nicht sonderlich wohl fühlen. Ab und zu darf auch mal gestritten, Dampf abgelassen, sich aneinander gerieben werden. Solange jedem klar ist wo die Grenzen liegen!




Vernetzung


Zuletzt noch ein paar Zeilen zum Thema Vernetzung: In einem kleinen Kuhkaff wie Salzburg kommt es rasch vor, dass man als engagierter Künstler irgendwann an seine Grenzen stößt - buchstäblich. Mindestens einmal auf jeder örtlich vorhandenen Bühne gespielt und in jedem Backstage-Raum seine obligaten Biere gezischt zu haben, macht Durst auf mehr. Ein Durst der gestillt werden will. Umso wichtiger ist es, dass man über den Tellerrand schaut, andere Städte ins Auge fasst und sich mit den Leuten dort kurzschließt. Hier zeigt sich der größte Vorteil von Gruppen: Mehr Leute kennen noch viel mehr Leute!


Nicht erst seit Anbeginn des digitalen Zeitalters gibt es auch Gruppen die gleich mehrere Punkte auf der Landkarte einschließen. Doch erleichtern die digitalen Medien die Kommunikation enorm und machen es leichter gemeinsame Aktivitäten zu organisieren, sich gegenseitig zu besuchen, auszutauschen und wer weiß, vielleicht sogar eine eigene Bewegung ins Leben zu rufen.



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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.