DARK ODDITIES #7 (GAMING EDITION)

Disclaimer: Die hier gezeigten Beiträge enthalten zum Teil erschreckendes, verstörendes Material und schnelle Lichtwechsel die möglicherweise epileptische Anfälle auslösen können.


Source: The Angry Video Game Nerd




Prolog



Wir behandeln heute keineswegs Videospiele die explizit dem Horrorgenre zugeordnet werden, wie die hervorragenden Klassiker  Silent Hill oder Resident Evil. Nein, wir befassen uns mit Spielen deren Horror über die Grenzen der Fiktion hinausreicht oder die zumindest den Anschein erwecken jenseits der schützenden Membrane unseres Bildschirms reichen zu können. Zwei Creepypastas, eine Verschwörung, eine Urbane Legende. Vier Spiele die nicht bloß das Fürchten lehren, sondern auch narrativ einiges zu bieten haben. Wie immer raten wir Lesern mit schwachen Nerven zur Vorsicht!





Petscop 



2017 startete auf Youtube eine Webserie die sich mit dem fiktiven Spiel Petscop für die Sony Playstation auseinandersetzte. Der Spieler Paul (Tony Domenico) der es "gefunden" hatte, kommentiert dabei das Geschehen und beleuchtet zusätzlich einige der Hintergründe. Was als harmloses Pokémon-Knockoff beginnt, mit zugegeben etwas merkwürdigem Design, wandelt sich plötzlich zu einem düsteren Puzzlegame mit sehr verstörenden Inhalten, rätselhaften Mechaniken und einer nervenaufreibenden Backstory die mehr mit Paul's eigener Realität zu tun haben, als er ahnt. Themen wie die Misshandlung von Kindern, Kindheitstrauma, Experimente und Mord werden behandelt. Wiederholt finden sich Anspielungen auf den realen, tragischen Fall um Candace Newmaker die an einer Bindungsstörung litt und im Alter von 10 Jahren an den Folgen einer brutalen Festhaltetherapie starb.


Dass es sich um eine Creepypasta handelt wird erst im weiteren Verlauf der Serie klar und vom Schöpfer Tony Domenico auch erst nach ihrem Ende 2019 explizit zur Sprache gebracht. Mehrere prominente Youtube-Channels behandelten die Reihe, darunter The Game Theorists und Nexpo...   


 








Catastrophe Crow



Eine weitere Creepypasta und ein ARG (Alternate Reality Game) über ein angeblich geplantes Spiel für die N64-Spielekonsole, das bereits von mehreren Seiten beleuchtet wurde. Die Geschichte von Catastrophe Crow alias Crow 64 beginnt mit dem deutschen Spieleentwickler Manfred Lorenz der sich von einer Zeichnung seiner Tochter inspirieren lässt, die einige Zeit später verstirbt, was bei ihm einen Nervenzusammenbruch ausgelöst zu haben scheint. Die Fertigstellung des Spiel verzögert sich zusehends, zumal Lorenz der fixen Idee verfallen zu sein scheint, im Code seines Spiels etwas gefunden zu haben, dass die Welt für immer verändern kann. Als Gläubiger kommen, um seine Rechner einzukassieren, finden sie nur mehr leere Büroräume vor. Manfred Lorenz ist mitsamt seinem Spiel und allem Equipment spurlos verschwunden. Viele Jahre später taucht allerdings eine Kopien des Spiels auf, aus der sich die ganze tragische Geschichte herauslesen lässt. Hatte Manfred Lorenz versucht mithilfe von Catastrophe Crow seine Tochter aus dem Reich der Toten zurückzuholen? Und was hat er dabei entfesselt?









Kanye Quest 3030



2013 machte ein Spiel namens Kanye Quest 3030 von sich Reden, das eine inoffizielle Parodie auf den Rapper Kanye West und andere bekannte Vertreter der amerikanischen Hiphop-Szene darstellte. Mehrere Plattformen boten es an und es scharrte eine, für ein nichtautorisiertes Indiespiel, überraschende Zahl an Spieler um sich. Kaum jemand ahnte, was sich tatsächlich dahinter verbarg: Ein verstecktes Level und scheinbares Recruiting-Tool für einen geheimen Kult.


Die Religion des "Ascensionism" scheint tatsächlich zu existieren. Sie beruht auf den Glauben von Wiederauferstehung und hat ihre Wurzeln im Transhumanismus (siehe dazu mein Artikel Was ist Transhumanismus?) Ihre Anhänger behaupten von sich aber dezentral und damit keinesfalls ein Kult zu sein. Sagen sie die Wahrheit? Und wenn ja, was steckt wirklich hinter Kanye Quest 3030? Handelt es sich hier um ein ARG im Stil von Cicada 3301? Um einen gescheiterten Marketing-Gag? Um die Hirngespinste eines Verrückten? Oder lediglich um ein übertriebenes Easter Egg? Eins ist sicher: Man sollte sich tunlichst davor hüten ihnen Kontaktdaten zu übermitteln - man weiß ja nie!


 







Polybius



Eine Urbane Legende die erstmals in den 2000er Jahren die Runde machte. Sie dreht sich um ein Arcade-Spiel das angeblich 1981 von der US-Regierung in diversen Spielehallen in Portland, Oregon aufgestellt worden war, um bewusstseinsverändernde Experimente an der jungen Bevölkerung durchzuführen. Die psychoaktiven Effekte von Polybius sollen bei Spielern Amnesie, Schlaflosigkeit, Alpträume und Halluzinationen ausgelöst haben. Einen Monat später seien die Maschinen wieder entfernt worden, seitdem fehle von ihnen jede Spur. Ein weiteres Detail ist der pseudodeutsche Name der angeblichen Herstellerfirma Sinneslöschen.


Die Idee hinter Polybius fußt wohl zum einen auf tatsächlich dokumentierten Fällen in denen Leute nach dem Spielen diverser Arcade Games zu schaden kamen, wobei eine Gehirnwäsche wohl eher unwahrscheinlich ist. Und natürlich dem skandalösen Forschungsprogramm MKULTRA der CIA, das sich zwischen 1953 - 1973 mit Bewusstseinskontrolle auseinandersetzte und Experimente an der ahnungslosen Bevölkerung durchführte, zum Teil mit tödlichem Ausgang.



#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.