DIE BESTEN SERIEN DER WELT

Fotocredit: Netflix-Serie FREUD (österreichische Produktion) mit Robert Finster als Dr. Sigmund Freud

In der Fülle des Angebots der Serien hier ein Überblick über aktuelle Serienhits, die sie auf keinen Fall verpassen sollten. Alle Serien sind sowohl über verschiedene Streaming-Anbieter als auch über diverse „Gratis-Outlets“ verfügbar. Google ist ihr Freund.

Hallo, mein Name ist Manuel Waldner und ich bringen ihnen hier: Meine Lieblingsserien 2020 und darüberhinaus. Mit persönlicher Note ergänzt und bewertet. Als langjähriger Mitwirkender an zahlreichen kreativen Projekten in Funk, Fernsehen, Film und Kino  erlaube ich mir ein Urteil zu fällen über die aktuellen Serien bei Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und Co. Verzeihen sie mir bitte die "Persönliche Note", die ich mir leider nicht verkneifen konnte. Es ist nur meine Meinung - und sie dürfen sich gerne ihre eigene Meinung bilden. Ich lade sie ein mitzuschauen. Das Auge schaut mit! Und nun viel Vergnügen mit meinen Tipps.


PLATZ 10: LOCKE & KEY



Showrunner: Carlton Cuse (bekannt von Bates Motel und Lost), Meredith Averill und Aron eli Coleite

Starring: Darby Stanchfield, Connor Jessup, Emilia Jones



In der Serie geht es um die drei Locke-Geschwister Tyler, Kinsey und Bode, die, nachdem sie alle den Mord an ihrem Vater miterlebt haben, zusammen mit ihrer Mutter von Seattle zum Key House, dem Stammsitz der Familie Locke in Massachusetts, umziehen. Sie finden dort nach und nach mehrere magische Schlüssel, die ihnen verschiedene Fähigkeiten geben und sogar eine Tür zu einer anderen Welt öffnen. Bode entdeckt im Brunnenhaus des Key House eine Frau namens Dodge, die hinter den Schlüsseln her ist und die Kinder bedroht, um an diese zu gelangen. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Die Serie von Bates Motel und Lost-Showrunner Carlton Cuse ist ausgezeichnet geschrieben und wartet mit vielen jungen Talenten auf, von denen man bestimmt noch mehr sehen wird. Leider musste Kerry Ehrin ja unbedingt zu Apple TV und zur Serie "The Morning Show" wechseln. Dort entwickelt sie auch eigene Formate für Apple + weiter. Dennoch ist Cuse hier wieder ein Geniestreich gelungen - nicht nur was die Handlung sondern auch was den Cast angeht. Denn wie auch schon in Bates Motel zeigt er ausserordentliches Talent wenn es um das geschulte Auge für junge Stars geht. Das Konzept bleibt dabei ein Mittelweg zwischen seinen bisherigen Erfolgen mit Bates Motel und Lost. Ein großes, altes Haus - diesmal aber am Meer.


Platz 9: HOW TO SELL DRUGS ONLINE (FAST)



Showrunner: Philipp Käßbohrer, Matthias Murmann

Starring: Maximilian Mundt, Danilo Kamber, Lena Klenke



Die Serie handelt von dem Nerd Moritz, der aus seinem Kinderzimmer heraus mit seinem besten Freund Lenny Europas größten Online-Drogenversand gründet, um seine Ex-Freundin zurückzugewinnen. Die Serie basiert lose auf der Geschichte des damals 18-jährigen Maximilian S., der Ende 2013 bis 2015 aus seinem Kinderzimmer in Leipzig-Gohlis heraus unter dem Decknamen „Shiny Flakes“ einen Online-Drogenhandel startete. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Eine deutsche Produktion, die mit hervorragenden Schauspielern aufwarten kann und daneben noch super geschrieben und produziert ist. Endlich mal was international anmutendes, für das man sich beim Zuschauen nicht schämen muss. Nein, die Serie ist durch und durch gelungen. Gutes Casting, hervorragende Dialoge und überraschende Wendungen.


PLATZ 8: KINGDOM



Directors: Seong-hun Kim & In-je Park, Writer: Eun-hee Kim

Starring: Ji-Hoon Ju, Doona Bae, Kim Sungkyu 



Im mittelalterlichen Korea der Joseon-Dynastie scheint der König an Pocken erkrankt zu sein. Allerdings gibt es Zweifel. Es kommen Gerüchte auf, der König sei tot. Kaum jemand habe den König gesehen. Die Königin lässt den besorgten Kronprinzen Chang nicht in den Palast. Zudem scheinen die Soldaten auf Cho Hak-ju, den Führer des Haewon-Cho-Clans, zu hören. Eines Tages schleicht sich Kronprinz Chang in den Palast und bemerkt einen fauligen Geruch in dem abgetrennten Bereich, der dem König vorbehalten ist, sowie ein Wesen, das Geräusche wie ein Tier macht. Genau erkennen kann er es jedoch nicht. Der König ist nicht auffindbar. Dieser habe den Palast kurzzeitig verlassen, wird dem Kronprinzen auf seine Frage hin mitgeteilt. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Eine koreanische Produktion, die sich sehen lassen kann. Endlich ein anderer Blickwinkel, mit der wir hier eine Zombie-Apokalpyse betrachten dürfen. Durch und durch glaubwürdige Schauspieler und eine packende Handlung! Prädikat: Sehenswert. Aber Vorsicht: Kann Spuren von Nüssen enthalten!


Platz 7: HOLLYWOOD



Showrunner: Ian Brennan, Ryan Murphy

Starring: David Corenswet, Darren Criss, Laura Harrier 



Die Serie fokussiert sich auf mehrere Personen, die in den 1940er Jahren in Hollywoods „Goldener Ära“ bekannt werden wollen. Dies sind unter anderem der Regisseur Raymond Ainsley, der Darsteller und Kriegs-Veteran Jack Castello, der Drehbuchautor Archie Coleman, die Schauspielerin Camille Washington, die auch Raymonds Partnerin ist, sowie die Darstellerin Claire Wood, die Tochter von Ace Amberg, dem eines der mächtigen Filmstudios im Studiosystem gehört. Dabei werden sie mit mehreren Problemen konfrontiert, so sehen sich die Afroamerikaner Archie und Camille rassistischen Anfeindungen ausgesetzt, weswegen auch das von Archie verfasste und von Raymond inszenierte Filmprojekt mit Camille und Jack in den Hauptrollen zu scheitern droht. Raymond ist Halb-Philippiner, ihm stehen aber aufgrund seines weißen Aussehens im Gegensatz zu den meisten anderen asiatischen Amerikanern alle Türen in der Filmindustrie offen. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Die Serie hat Höhen und Tiefen. Doch die Höhen und der hervorragende Cast überwiegen deutlich. Die Handlung nimmt einen mit auf eine Reise, die so bestimmt nicht stattgefunden hat. Denn hier versucht nur Hollywood und die Academy aufzuräumen, mit dem Vorurteil, sie wäre Vorurteilsbelastet gewesen. Fast schon eine Verdrehung der historischen Tatsachen, wie wir sie im Kino sonst nur von Tarantino kennen. Launig und kurzweilig und vor allem: eine Mini-Serie. Doch sehr sehenswert!


Platz 6: POSE



Showrunner: Steven Canals, Brad Falchuk, Ryan Murphy

Starring: Mj Rodriguez, Dominique Jackson, Indya Moore 



Die Serie, die in den Jahren 1987 und 1988 spielt, behandelt neben der sogenannten Ballroom Culture vor allem das kulturelle Milieu in Lower Manhattan sowie das florierende Imperium Donald Trumps und dessen Umfeld, das von Luxus geprägt ist



Laut den Serienmachern ist Pose stark von der Dokumentation Paris Is Burning aus dem Jahr 1990 inspiriert, in der es um die Ballroom Culture und ihre Mitglieder geht



Murphy gab vor der Erstausstrahlung bekannt, dass er alle Einnahmen, die er für die Serie erhält, an LGBT-Organisationen spenden wird. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Gleichberechtigung für die LGBTQ+ usw.-Community ist schwarzen Transgender Frauen zu verdanken, die in den 80ern dafür gekämpft haben.  Wenn sie das noch nicht wussten, wissen sie es jetzt. Der Cast besteht aus ebensolchen Personen. Erfrischende Produktion verbunden mit schillernden Szenen. Unterhaltsam und emotional. Doch zeigen sie die Serie lieber nicht ihren Kindern. Am Ende werden sie noch schwul. Bei den letzten beiden Sätzen handelt es sich um einen Scherz.


PLATZ 5: WESTWORLD



Showrunner: Lisa Joy, Jonathan Nolan

Starring: Evan Rachel Wood, Jeffrey Wright, Ed Harris & Anthony Hopkins



Die Serie handelt von einem futuristischen Vergnügungspark, in dem Gäste mithilfe von menschenähnlichen Robotern (Hosts) Geschichten des Wilden Westens spielen können, beispielsweise Banküberfälle, Goldsuche, oder sich mit den Prostituierten im Saloon vergnügen. Die Schusswaffen im Parkgelände sind so modifiziert, dass die Hosts beschädigt werden können, während die Gäste dadurch keine schweren Verletzungen davon tragen. Schadhafte Hosts werden in der Nacht von Ingenieuren repariert, und die Erinnerungsspeicher zurückgesetzt.



Die Handlung der ersten Staffel lässt sich grob in drei Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen einteilen. Alle Handlungsstränge drehen sich auch um die Frage, ob die Hosts ein Bewusstsein entwickelt haben, diese Frage bleibt jedoch offen. Im Folgenden wird eine weitgehend chronologische Reihenfolge der Handlungsstränge wiedergegeben. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Zu Beginn der Serie glänzt man bereits mit hervorragendem Schauspiel und kryptischer Handlung, die einen zugleich ausschließt und doch mit hinein nimmt. Wir werden mit dem Cast zum Besucher und schlüpfen in die Rolle der ahnungslosen Gäste einer großen Charade. Filmreif und wohl auch deshalb auf 35 Millimeter gedreht. Dazu noch das spezielle Sahnehäubchen obendrauf natürlich die Performance von Sir Anthony Hopkins. Sehenswert hoch Zehn!


PLATZ 4: THE MARVELOUS MRS. MAISEL



Showrunner: Amy Sherman-Palladino

Starring: Rachel Brosnahan, Alex Borstein, Michael Zegen 



The Marvelous Mrs. Maisel ist eine US-amerikanische Fernsehserie von Amy Sherman-Palladino. Sie handelt von Miriam „Midge“ Maisel, gespielt von Rachel Brosnahan, einer jüdischen Hausfrau und Mutter im New York der späten 1950er-Jahre, die eine Karriere als Stand-up-Comedian einschlägt. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Eine Comedy-Serie muss nicht immer lustig sein. Und doch gibt es genug zu schmunzeln. Die Serie nimmt uns mit. Emotional, Kulturell und vor allem in die graue Welt des Feminismus von damals. Da, wo die Serie lustig sein sollte, ist sie bitter-ernst und macht nachdenklich, da wo wir mitfiebern und gespannt zusehen, ist sie überraschend komisch und kurzweilig. Genial geschrieben, genial gespielt und genial wäre es jetzt noch, wenn sie einmal hineinschauen würden.


PLATZ 3: FREUD



Director: Marvin Kren

Starring: Robert Finster, Ella Rumpf, Georg Friedrich 



Erzählt wird ein fiktiver Kriminalfall im Wien des Jahres 1886, der zum Auftakt einer großen Verschwörung wird. Der 30-jährige Sigmund Freud ist kürzlich von einer Studienreise aus Frankreich zurückgekehrt. Er begeistert sich unter anderem für die Hypnose und strebt nach Anerkennung. Allerdings stoßen seine Theorien und Thesen in der Wiener Ärzteschaft auf Ablehnung.



An der Seite des in einem nicht näher beschriebenen Krieg traumatisierten Polizeiinspektors Alfred Kiss und des stadtbekannten Mediums Fleur Salomé findet sich Freud bald inmitten einer mörderischen Verschwörung. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Zugegeben, außer Robert Finster, sieht es eher "finster" aus von einem schauspielerischen Standpunkt her in dieser österreichischen Netflix Produktion. Vermutlich hatten sonst alle anderen guten Schauspieler gerade Urlaub. Achso. Welche guten Schauspieler sonst noch eigentlich? Nina Proll vielleicht? Ja, die hat gerade noch gefehlt. Und sie fehlt tatsächlich! Da kann man direkt noch von Glück sprechen. Aber seine Performance alleine, ist es wert, sich die an die optisch und akustisch sehr passabel produzierte Serie zu gewöhnen. Durch Robert Finster gelingt es uns, Dr. Sigmund Freud zu sehen und vor allem verstehen zu lernen. Hervorragende Rollenarbeit und exzellente Umsetzung. Wenn es in Österreich einen Golden Globe gäbe, Robert Finster hätte ihn gewiss verdient. Doch leider bleibt ihm dieser Preis hierzulande verwehrt. Also werden wir wohl zusehen müssen, wie uns womöglich bald aufgrund besserer Angebote wieder ein Schauspieltalent von der Größe eines Christoph Waltz in Richtung Hollywood verlässt. Oder zunächst Richtung Deutschland? Robert Finster: Ein Name, den sie sich jedenfalls merken müssen.


PLATZ 2: ALTERED CARBON



Showrunner: Laeta Kalogridis

Starring: Chris Conner, Renée Elise Goldsberry, Will Yun Lee



Die Serie spielt im 24. Jahrhundert in einer dystopischen Welt, in der es möglich ist, sein Bewusstsein mitsamt Erinnerungen auf einem sogenannten kortikalen Stack zu speichern und über galaktische Distanzen in andere Körper (Klone), Sleeves genannt, transferieren zu lassen. Durch die potentielle Unsterblichkeit des Bewusstseins gilt die Tötung eines Körpers nur noch als Sachbeschädigung, nur die Vernichtung eines Stacks ist Mord. Die wohlhabende Klasse in dieser Gesellschaft wird als Meths bezeichnet, in Anspielung auf Methusalem. Sie leben abgeschottet und kaufen oder klonen sich immer wieder neue, junge Sleeves, um so ihr Leben zu verlängern. Da sie auch regelmäßig ein Backup ihres Stacks anfertigen lassen, sind sie faktisch unsterblich.



Im Mittelpunkt der Handlung steht der abtrünnige slowakisch-japanische Elitesoldat Takeshi Kovacs, der gemeinsam mit seiner Schwester Teil der Rebellengruppe Envoy war und als letzter Überlebender dieser Gruppe gilt. Die Anführerin der Envoys war Quellcrist „Quell“ Falconer, die Entwicklerin der Stacks, mit der Kovacs auch eine Beziehung hatte.



250 Jahre nach dem Tod seines Körpers wird er auf der Erde in den Körper eines Polizisten übertragen. Er erhält einen Auftrag vom wohlhabenden Meth Laurens Bancroft, der um sein Leben fürchtet, da dieser bereits ermordet wurde und nur dank seines Backups noch weiterlebt. Bei seinen Untersuchungen verbündet sich Kovacs mit der KI Poe sowie der Polizistin Kristin Ortega. (Quelle: Wikipedia)



Persönliche Note: Mit unglaublichen finanziellen und personellen Aufwand ist es gelungen mit einer wirklich hervorragenden Serie die Fernseher der Welt erneut zum flimmern zu bringen. Ein kämpfender Sherlock Holmes auf Drogen. Herz, was willst du mehr!


PLATZ 1: LE BAZAR DE LA CHARITÉ



Showrunner: Catherine Ramberg, Karin Spreuzkouski

Starring: Audrey Fleurot, Julie De Bona, Camille Lou 



Im Jahre 1897 musste ein neuer Standplatz für den jährlich stattfindenden Bazar de la Charité gefunden werden, da der bisherige Standort – das Palais de l'Industrie – abgerissen wurde, um Platz für die kommende Weltausstellung in Paris zu schaffen. Ein Ausweichquartier fanden die Organisatoren in Form eines unbebauten Grundstückes in der nahegelegenen Rue Jean Goujon, das von einem Millionär kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. (Quelle: Wikipedia)


Persönliche Note: Die perfekte Serie für sadistisch angehauchte Schifferlversenker, die an historischen Ereignissen interessiert sind, in denen teuer gewandete Frauen auf französisch um ihr Leben schreien müssen. Denn - Spoiler Alert - ALLES BRENNT!

#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.