REPORTAGE - DER BESTE FREUND DES MENSCHEN

Unsere fremde Welt - Die Welt der Hunde

Photo: Cute orange dog by Marco Verch under Creative Commons 2.0
Photo: Cute orange dog by Marco Verch under Creative Commons 2.0
Hunde sind unsere besten Freunde, wie man so schön sagt. Vor etwa 15.000 Jahren nähern sich Wolf und Mensch an, glauben Wissenschaftler - ungefähr 5.000 Jahre später entsteht daraus das Wunder Hund. Seit eh und je also ein treuer Begleiter des Menschen, geschätzt vor allem für seine Loyalität und seine bedingungslose Hingabe. 

Kein anderes Tier kann solch eine tiefe Verbindung zu seinem Menschen aufbauen, kein anderes Tier beschreitet so selbstlos und treu jeden noch so engen Pfad und jeden noch so holprigen Weg gemeinsam mit seinem Menschen, denn - sobald er diesem einmal vertraut, gibt es nichts, was ihn davon abbringen könnte, bis ans Ende seiner
Tage an dessen Seite zu stehen.

Vom wilden Raubtier zum ständigen Begleiter Fest steht, dass der Hund vom Grauwolf abstammt. Doch wie kommt es nun zur Nähe zwischen diesen wilden Raubtieren und uns Menschen? Wissenschaftler stellen sich diesen Prozess, der sich über tausende von Jahren hin zieht, in etwa so vor: Jäger und Wölfe haben beim Jagen im Wald dasselbe Ziel vor Augen, beide möchten Wild erlegen.

Die Menschen machen den Wölfen beim Jagen also Konkurrenz, und so jagen beide Gruppen (einerseits die Wölfe in ihrem Rudel und andererseits die Menschen mit ihren
Waffen) für sich selbst. Irgendwann jedoch bemerken die Wölfe, dass es sich für sie lohnt, sich in der Nähe der Menschen aufzuhalten. Denn von diesen bleiben immer wieder Nahrungsreste übrig, über die sich das Wolfsrudel hermachen kann. Von da an hat der Mensch einen Nutzen für den Wolf, aus dem Nebeneinander ergibt sich ein Miteinander, denn der Wolf hat seinen Vorteil darin erkannt, leicht an Futter zu kommen.

Zu welchem Zeitpunkt genau jedoch dann die Domestikation eintritt, ist nicht vollständig abgeklärt. Die Schätzungen der Wissenschaftler variieren hier stark. Dass es mindestens 15.000 Jahre her ist, steht fest, als man 1914 in einer Höhle neben menschlichen Skeletten auf das Unterkiefer eines frühzeitigen Schäferhundes mit deutlichen Domestikationserscheinungen stößt. (Merkmale sind eine Verkleinerung des Schädels sowie eine besondere Unordnung der Zahnreihen.) Andererseits besteht aber auch die Annahme, dass die von Sibirien nach Amerika eingewanderten Nomaden vor etwa 35.000 Jahren schon Hunde bei sich haben.

Ganz genau weiß man es also nicht - was aber feststeht ist: Die Domestikation verläuft so derart erfolgreich, weil Hunde die einzigartige Fähigkeit besitzen, klar und deutlich mit Menschen zu kommunizieren. Mich hat diese besondere Beziehung zwischen Hund und Mensch schon immer fasziniert. Doch ebenso die vielen Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnisse zwischen den beiden Protagonisten, die, wie scheinbar oftmals vergessen wird, nicht dieselbe Sprache sprechen.


Führen alle Wege nach Rom?

Vielleicht finden Sie sich in folgender Situation wieder: Man holt sich einen Hund, sei es vom Züchter oder vom Tierschutz. Man informiert sich bestenfalls vorab über die Hundeerziehung oder man hat sogar schon Erfahrung darin. Grundsätzlich kennt man alle Basics - man weiß, wie man "Sitz", "Platz", "Bleib" und "Steh" beibringt, geht viel Spazieren, um den Hund bestmöglich auszulasten, macht sich Gedanken über die richtige Ernährung, versucht, ihm einen abwechslungsreichen Alltag zu bieten, besucht sogar noch einmal pro Woche eine Hundeschule, die einem von Bekannten empfohlen wurde. Und trotz allem hat man das Gefühl, dass diese Hund-Mensch-Beziehung nicht richtig rund läuft.

Man ist in vielen Situationen auf die Leine angewiesen, mal hört Struppi, im nächsten Moment wieder nicht, mal befolgt Luna ein Kommando, beim nächsten Mal scheitert der Rückruf-Versuch kläglich, mal rückt Django das Spielzeug raus, ein andermal ignoriert er einen völlig. Vielen Menschen ist das egal. "Soll der Hund doch machen, was er möchte. Er muss nicht funktionieren wie ein Roboter. Das ist halt Teil seines Charakters". Ansicht war ich selbst lange derselben Meinung. Und natürlich bin ich nach wie vor der Meinung, dass weder ein Hund, noch ein Mensch, geschweige denn ein anderes Säugetier einfach "zu funktionieren" hat.

Doch in relevanten Situationen macht das Befolgen von Aufforderungen seitens des Menschen, eine gute und auf Vertrauen basierende Beziehung zueinander aus. Das wurde mir erst klar, als mein Hund, ein Mischlingsrüde aus dem Tierschutz plötzlich auffälliges Verhalten an den Tag legte. Nachts wollte er nicht mehr nach draußen gehen, denn bei Dunkelheit bekam er richtige Angst und jedes noch so kleine Geräusch erschreckte ihn ungemein. An der Leine fing er an, andere Hunde anzupöbeln und im Freilauf war er ständig damit beschäftigt, irgendwelchen Bällen nachzuhetzen, die nicht uns gehörten. Ich ärgerte mich, denn ich konnte nicht verstehen, warum ich ihm trotz unserer - meiner Meinung nach - engen Bindung, nachts draußen offenbar nicht genug Sicherheit geben konnte, sowie er mir im Freilauf nicht den nötigen Respekt entgegenbringen konnte, das Eigentum eines fremden Hundebesitzers, nach mehrfacher Aufforderung, abzugeben. So holte ich mir von vielen Seiten Rat ein und erst dadurch stellte ich fest, dass es unzählige Arten der Hundeerziehung gibt.

Eine Welt, in der man verlernt hat, Jemand zu sein.

Sind Sie jemand, der gerne hinterfragt? Dinge nicht einfach so hinnimmt, sondern ihnen auf den Grund geht? Sind Sie jemand, für den alles Sinn machen muss, für den alle Teile des Puzzles übereinstimmen müssen, um das große Gesamtbild zu überblicken? Haben Sie sich schon einmal vorgestellt, Sie würden in einer Gesellschaft leben, in der es keine Gesetze gibt? In der akademische Titel und
institutionelle Auszeichnungen keine Geltung haben? In einer Welt, in der man sich nur anhand seiner Persönlichkeit, seinen natürlichen Fähigkeiten und seinem Grad an Souveränität auszeichnet? Vielleicht sieht die Welt für unsere Hunde genau so aus. 

Buchtipp: Thorsten Fauser: "Beziehung ohne Leine - Erziehung am Beispiel Hund" 

#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.