DIE LIEBE - ZWISCHEN EXTASE UND ABGRUND

DIE LIEBE - ZWISCHEN EXTASE UND ABGRUND

Was ist Liebe? Eine Frage, so alt wie die Menschheit, und doch gibt es keine klare Antwort, keinen universellen Code, der dieses tiefgründige Rätsel entschlüsseln könnte. Liebe ist zugleich ein zarter Hauch und ein mächtiger Sturm, ein Streben nach Unendlichkeit, das die menschliche Existenz durchzieht wie ein unsichtbarer Faden. Sie ist kein Gefühl, das sich mit Worten umgrenzen ließe, sondern vielmehr eine Erfahrung, die sich im Herzen formt, im Geist entfaltet und in der Seele nachklingt.


Die Liebe zeigt sich in unzähligen Facetten: Sie kann uns vereinen und trösten, doch ebenso entzweit sie uns und stellt uns vor existenzielle Abgründe. In ihrer reinsten Form gleicht sie einem Funken, der das Innerste des Menschen erhellt, ein Leuchtfeuer, das Hoffnung schenkt und uns erlaubt, unser wahres Selbst zu erkennen. Doch diese Reinheit bleibt selten ungetrübt. Oft ist die Liebe ein Spiegel, in dem wir nicht nur unsere schönsten, sondern auch unsere dunkelsten Seiten erkennen.


Vielleicht ist es dieser Dualismus, der die Liebe so unwiderstehlich macht. In der Literatur, der Kunst, in Mythen und Märchen ist sie allgegenwärtig. Sie trägt das Versprechen von Ewigkeit in sich – und die Gefahr von Vergänglichkeit. Romeo und Julia stehen symbolisch für die tragische Schönheit der Liebe, während namenlose Liebende in Briefen und Tagebüchern flüchtige Augenblicke der Vollkommenheit festhalten. In diesen Geschichten zeigt sich die Liebe als Kraft, die uns über uns hinaushebt, uns stärkt und zugleich entwaffnet.


Doch die Liebe ist nicht nur Erhebung, sie ist auch Zerstörung. Sie bricht Herzen, zerstört Illusionen, hinterlässt uns in einem Labyrinth aus Schmerz und Leidenschaft. Wie oft taumeln wir durch ihre Schattenwelten, verwundet und blind für den Ausweg? Und dennoch kehren wir immer wieder zurück, suchen ihr Licht, als hinge unser Überleben davon ab. Liebe kann ein Segen sein – oder ein Fluch. Sie ist ein bittersüßer Tanz, der die Grenzen zwischen Ekstase und Qual verwischt.


Vielleicht, so könnte man meinen, ist die Liebe kein Zustand, sondern ein Weg. Kein Ziel, sondern ein Prozess des Werdens. Sie fordert uns auf, über uns selbst hinauszuwachsen, unsere Masken abzulegen und den Mut zu finden, wahrhaftig zu sein. Liebe ist kein perfektes Bild, das wir rahmen und bewundern können; sie ist ein lebendiges, pulsierendes Mysterium, das uns lehrt, zu kämpfen, zu hoffen, zu scheitern und dennoch weiterzugehen.

Die Liebe erinnert uns daran, dass wir keine Inseln sind, sondern Teil eines größeren Ganzen, verbunden durch unsichtbare Fäden der Empathie und der Sehnsucht. Sie ist das Band, das unsere individuelle Einsamkeit mit der Welt verwebt. Doch in dieser Verbindung liegt auch ein Risiko: die Gefahr, sich selbst zu verlieren. Vielleicht ist es diese Ungewissheit, die die Liebe so einzigartig macht – die Möglichkeit, gleichzeitig zu wachsen und zu zerbrechen, zu gewinnen und zu verlieren.



Wie ein Maler, der mit jeder Schicht neue Farben und Formen entdeckt, müssen auch wir die Liebe immer wieder neu definieren. Sie ist kein statisches Konzept, kein unerreichbares Ideal. Vielmehr ist sie ein unendlicher Ozean, ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, aus ruhigen Strömungen und wilden Stürmen. Manchmal sind wir die Segelnden, manchmal die Treibenden, doch stets bleibt sie unser unergründliches Ziel.

Am Ende ist die Liebe das größte Paradoxon der Menschheit – ein Quell von Schmerz und Heilung, ein Versprechen und ein Risiko, eine Kraft, die uns verbindet und zugleich trennt. Sie ist kein Rätsel, das es zu lösen gilt, sondern eine Melodie, die wir lernen müssen, zu spielen. Und vielleicht ist es genau dieses unfassbare, sich stetig wandelnde Wesen der Liebe, das sie zu dem macht, was sie ist: der Herzschlag unserer Existenz, der Pulsschlag des Lebens selbst.

#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.