DARK ODDITIES #29 (ANALOG HORROR EDITION)

Disclaimer: Die hier gezeigten Beiträge enthalten zum Teil erschreckendes, verstörendes Material, sowie schnelle Lichtwechsel die möglicherweise epileptische Anfälle auslösen können. 


(C) "Indistinct Chatter 1 - Have You Ever Seen a Cow?" by KrainaGrzybowTV




Prolog



Lassen wir das Jahr mit einer Auswahl markerschütternder Analog Horror-Meisterwerke ausklingen. In der Vergangenheit haben wir bereits einige davon vorgestellt und erklärt, worum es sich bei diesem Genre handelt. Um es nochmal kurz zusammen zu fassen: Analog Horror spielt mit der Unwirtlichkeit alter analoger Videoformate, stellt der gemütlichen Nostalgie vergangener Tage eine bizarre Verzerrung der Realität gegenüber, die gefüllt ist mit schrecklichen Monstern, Aliens, Geistern und Phantomen. Durch Projekte wie Local 58 oder Kane Pixel's Backrooms-Reihe ist Analog Horror zu einem der beliebtesten Horror-Genres unserer Zeit geworden, dass mit wirkungsstarken Bildern und interessanten Narrativen selbst Hollywood-Produktionen in den Schatten stellt. Heute stellen wir vier weitere Beispiele vor, die ganz besonders gruselig geraten sind...



The Mandela Catalogue


2021 startete Alex Kister die manchmal etwas einfach gestrickte, aber sehr effektvolle Analog Horror-Reihe Mandela Catalogue, die in einem Alternativen Universum spielt in dem eine kleine amerikanische Stadt namens Mandela County von einer übernatürlichen Macht, den "Alternates" überrannt wird, welche die Gestalt von Leuten annehmen und diese ersetzen können. Der Katalog an gezeigten Aufnahmen reicht von Found footage, über PSAs, Trainingsvideos der örtlichen Polizei und Versatzstücken aus anderen, veränderten Medien. Zur Zeit dieses Artikels sind eine Reihe von Videos in vier Teilen und ein paar Mini-Spiele im selben Stil erschienen. 








The Monument Mythos



Eine Analog Horror-Webserie von Alex Casanas AKA Mister Manticore, mit Anleihen an die Werke von H. P. Lovecraft und Elementen von Alternate History - ein Kollektiv-Artikel zum Thema hier! The Monument Mythos dreht sich um eine Reihe mysteriöser Geheimnisse, bizarrer Verschwörungen und übernatürlicher Vorkommnisse im Zusammenhang mit den berühmtesten Wahrzeichen der Vereinigten Staaten. So scheint sich, von der Öffentlichkeit großteils unbemerkt, ein Monster im Inneren der Freiheitsstatue zu verbergen, welches für das Verschwinden unzähliger Einwanderer verantwortlich ist. James Dean ist in dieser Welt nie verunglückt und zum Präsidenten gewählt worden, der es mit einigen gefährlichen Leuten zu tun bekommt. Eine wahrhaft grauenerregende Serie, die auf jeden Fall einen näheren Blick wert ist!





Agamemnon Counterpart


2001 reichten die jungen Filmemacher Michael Ronson und Jason Kovac ein groteskes, experimentelles Kurzvideo namens Agamemnon Counterpart beim Kunstwettbewerb Destination Imagination ein. 2006 wurde es von User fividtelefuzzerator auf Youtube hochgeladen wurde, von wo aus es viral ging und zahlreiche Reaktionsvideos von belustigten und verstörten ZuseherInnen anregte. Auch machte bald eine Creepypasta die Runde, laut derer die Schreie im Video von einem japanischen Vergewaltigungsopfer stammen. Tatsächlich gingen diese aber auf den französischen Film A Cry From Within zurück. Heute gilt Agamemnon Counterpart als eine der frühesten Beispiel des Analog Horror-Genres.





(Indistinct Chatter)



Weihnachten 2022 kehrte der polnischer Youtube-Horror-Channel
KrainaGrzybowTV von Wiktor Stribog nach langer Abwesenheit mit einem neuen Video zurück. (Indistinct Chatter) ist im typisch ostalgischen Stil gehaltener Kurzfilm der mit verschiedenen Medien wie Zeichentrick, Stop-Motion, Claymation, Puppen und Realfilm-Elementen arbeitet, auf zutiefst verstörende Weise die Grenzen zwischen Metaebenen sprengt und altbekannte Elemente aus Stribog's vergangenen Projekten zurückbringt, wie Simon aus What was the COTN incident? oder "Teufel" aus Smile Guide. Der Titel des Videos suggeriert, dass es sich um eine ganze Reihe handeln wird und definitiv mehr zu erwarten ist!




#FEEDBACK

von Manuel Waldner 6. September 2025
HOSE RUNTER: DER PODCAST VOR SHOW DE TOILETTE
von Peter.W. 5. September 2025
Das Mark des Lebens aussaugen
von Manuel Waldner 5. September 2025
DR. MICHAEL HOCH & DI DR. NORBERT FRISCHAUF
von Manuel Waldner 23. August 2025
EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.