NOCH MEHR WEIRDOS AUS DER TUBE

Youtube ist eine, wenn nicht DIE am größten wachsende Internetplattform überhaupt. Klar hätte ich das recherchieren können, aber... shut up! Die Zahl an kreativen Contentkreatoren - oder Kreaturen, je nachdem - übersteigt längst die Zahl an Fingern meiner selbst und der Nachbarschaft. Und keiner von denen hat meines Wissens in einem Sägewerk gearbeitet! Kurzum: Es sind eine ganze Menge. So viele sogar, dass man mitunter dazu tendiert den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Zum Glück haben wir für euch wie immer eine kleine Sammlung angelegt, wobei es vor allem mir, dem dicken Chefredakteur und Nachtwächter Peter.W. ein Anliegen war, euch besonders weirde, aber nichtsdestotrotz brillante Exemplare herauszufischen. Viel Vergnügen!

Falls ihr weirde Youtube-Channels vorschlagen wollt, schreibt uns an: 
redaktion@kollektiv-magazin.com



1. Map Men




Jay Foreman (* 1984) ist ein englischer Comedian, Musiker und Youtuber. Seit 2006 erfüllt er den sich selbst auferlegten Bildungsauftrag mit unterhaltsamen Videos über geschichtliche, geografische und politische Themen, meist mit Fokus auf sein Heimatland. Diese basieren auf kleinen absurden Sketchen, Wortspielereien, visueller und Situationskomik. Zum jüngsten Content zählen die Rubriken Unfinished London über die infrastrukturellen Eigenheiten der Stadt, Politics Unboringed das - wie der Name schon verrät - einen etwas heitereren Blick auf die staubtrockene britische Politik bieten will und, last but not least: Map Men, das Jay zusammen mit Freund und Kollegen Mark Cooper-Jones betreibt und die sich um die überraschend interessante und unterhaltsame Welt der Geografie und Kartografie dreht.   






2. Luke Korns




Luke Korns (* 1996) ist ein junger aufstrebender Filmemacher und Youtube-Star. Er begann seine Karriere im Netz 2011 mit seinem ersten Channel UncleKornicob, häufig an der Seite seiner langjährigen Freunde und Kollegen Ricky Dillon und Mikey Murphy, mit denen er einige witzige Ideen umsetzte. Innert kürzester Zeit scharte er eine große Fangemeinde, meist junger ZuseherInnen um sich, was ihn dazu motivierte seinen Traum ein großer Filmregisseur zu werden, endlich wahr zu machen. Zurzeit bereist er die Welt, häufig ohne jede Ahnung was ihn an seinem nächsten Reiseziel erwartet. Immer auf der Suche nach Inspiration trifft er auf Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, lebt mit ihnen und ist mit ihnen kreativ. Diesen Beitrag hat Kollege Manuel Waldner vorgeschlagen!





3. Anthony Vincent

 



Anthony Vincent Valbiro ist seit 2014 in der Tube aktiv und überzeugt dort allem voran mit seinem musikalischen Talent. Denn Anthony beherrscht die Fähigkeit die charakteristischen Styles hunderter bekannter Musikacts nachzuahmen und das oft so authentisch, dass selbst den Originalen die Spucke wegbleibt. Auf seinem Channel knöpft er sich regelmäßig einen Song vor, den er in gleich 20 - 40 dieser Styles covert. Darüber hinaus spielte Anthony Vincent in diversen Bands wie Rot in Pain, Set the Charge und Riptide, betrieb mit seinem Bruder einen Internet-Radiosender und verkörperte John Corabi in der Mötley Crüe-Filmbiografie The Dirt. 





4. Colin Furze




Der Brite Colin Furze (* 1979) aus Stamford, Lincolnshire ist so manches: Youtuber, Filmemacher, Erfinder, Stuntman und komplett wahnsinnig. Ursprünglich die Schule geschmissen, um Klempner zu werden, entschied er sich stattdessen für eine Karriere als Internetstar, was ihm mithilfe seiner irren Erfindungen und waghalsigen Stunts auch tatsächlich gelang. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten - unter anderen Problemen mit der Polizei, weil er in einem seiner Videos eine Waffe gebaut hatte - ging er 2014 mit einem Paar ausfahrbarer Wolverine-Klauen viral. Furze ist mittlerweile auch im britischen Fernsehen ein wiederkehrender Gast und dem deutschen Publikum möglicherweise noch durch Joko und Klaas verinnerlicht. Dieser Beitrag wurde uns von Elias Z. aus Wien vorgeschlagen!





5. Tiny Kitchen





Seit einigen Jahren kursieren im Netz eine Reihe süßer Videos in denen mit Miniaturmöbiliar und winzigsten Zutaten kleine Mahlzeiten zubereitet werden. Die Idee von "Miniature food" ist dabei garnicht so neu! Sie wurde bereits 1917 in Uichi, Japan praktiziert, wobei die Modelle damals noch nicht essbar waren. Dies wurde erst durch Youtuber wie Miniature Space oder AAAjoken zum Hit, wobei es mittlerweile viel mehr Channels gibt - auch mit ASMR - die entsprechende Videos anbieten. Darunter auch den US-amerikanische Ableger Tiny Kitchen...


#FEEDBACK

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EinBlick in die Seele der Gesellschaft: Sebastian Bohrn Mena im Kollektivpodcast In der intimen Atmosphäre des Kollektivpodcasts, einem Raum für tiefgründige Gespräche, die, wie der Name schon andeutet, für die gesamte Menschheit von Belang sein sollen, entfaltete sich ein Dialog von seltener Offenheit und Dringlichkeit. Zu Gast bei Musiker und Host David Pross war der Autor und bekannte TV-Analyst Sebastian Bohrn Mena. Was als Aufwärmrunde über seine ungewöhnliche Kindheit begann, entwickelte sich schnell zu einer messerscharfen Analyse der Zerreißproben, denen unsere moderne Welt ausgesetzt ist. Es war ein Gespräch, das von persönlichen Prägungen zu den größten Problemen der Menschheit führte und dabei die feinen Linien zwischen Psychologie, Politik und dem puren Menschsein nachzeichnete. Am Frühstückstisch der Therapeuten: Eine Kindheit unter dem Zeichen der Reflexion Wie prägt es einen Menschen, wenn beide Eltern Psychotherapeuten sind?. Diese Frage, von Host David Pross fast beiläufig gestellt, öffnete die Tür zu Bohrn Menas innerer Welt. Er erzählte von einer Kindheit, in der das Sprechen über Träume am Frühstückstisch zum Alltag gehörte. "Meine Mutter ist Psychoanalytikerin [...], mein Vater ist Gesprächstherapeut", schilderte er. Diese Konstellation sei als Kind grandios gewesen. Es war ein frühes Training in Selbstreflexion, das ihn lehrte, seine Emotionen zu ergründen und zu verstehen, was Erlebnisse mit ihm machen. Diese Erziehung, so wurde im Gespräch deutlich, ist der Nährboden für jene differenzierte Herangehensweise, die viele an seinen öffentlichen Auftritten schätzen – die Fähigkeit, auch in hitzigen Debatten nicht nur in Schwarz oder Weiß zu denken. "Dieses differenzierte Betrachten von Sachverhalten, von Personen, aber auch von sich selbst, ist eigentlich die Grundbasis dessen, was ich gelernt habe" , resümierte Bohrn Mena, der selbst einen Doktor der Psychotherapiewissenschaften besitzt. Dieses Rüstzeug erweist sich als unschätzbar, wenn er in Fernsehduellen auf politische Gegner trifft, wo es manchmal "sehr emotional, manchmal auch sehr persönlich wird". Besonders bei Themen wie Migration und Rassismus, die durch die Fluchtgeschichte seiner chilenischen Mutter tief in seiner eigenen Biografie verwurzelt sind, wird die professionelle Distanz zur Herausforderung. "Das triggert was in mir. Das muss ich ganz offen sagen". Er gestand, sich manchmal über sich selbst zu ärgern, wenn er emotional werde, wo er es nicht wollte. Doch er plädierte eindringlich dafür, sich die Menschlichkeit zu bewahren: "Trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass wir Menschen bleiben und das bedeutet, dass wir ehrlich reagieren auf etwas". Der bedrohte Grundkonsens: Ein Plädoyer für die Rettung der Demokratie Vom Persönlichen schlug die Unterhaltung den Bogen zu den großen gesellschaftlichen Verwerfungen. Als größtes Problem unserer Zeit identifizierte Bohrn Mena das systematische Erodieren der Demokratie. Über Jahrzehnte, so seine Analyse, sei den Menschen ein Denken in Konkurrenz und Ellenbogenmentalität eingetrichtert worden , das uns zu Gegnern statt zu Verbündeten mache. Dies höhle den Grundkonsens unserer Gesellschaft aus: die Solidarität und das Prinzip des Miteinanders. "Ich glaube tatsächlich, dass unsere Demokratie angezählt ist" , warnte er mit ernstem Unterton und verwies auf die wachsende Zahl von Menschen, die sich einen "starken Führer" wünschen. Host David Pross warf an dieser Stelle ein, dass es nicht nur ein emotionales, sondern auch ein massives intellektuelles Problem gäbe: eine mangelnde politische Grundbildung. Viele Bürger wüssten nicht einmal, was sie wählten, weil ihnen grundlegende Prinzipien wie die Gewaltentrennung fremd seien. Sein radikaler Vorschlag eines "Wahlführerscheins" stieß bei Bohrn Mena auf offene Ohren für eine Reform, auch wenn er den Hebel woanders ansetzen würde: bei der politischen Bildung, die bereits im Kindergarten beginnen müsse , und bei der Frage, warum man nicht stellvertretend für seine Kinder wählen dürfe, um deren Zukunft mehr Gewicht zu verleihen. Wut als Motor und die Falle des Populismus Einig waren sich beide, dass die Unzufriedenheit vieler Menschen, die "in der Früh hackeln geht und am Abend heimkommt", der Treibstoff für populistische Bewegungen ist. Die FPÖ, so Bohrn Mena, habe es perfektioniert, "der einzige Kanal für Wut in diesem Land" zu sein. Er warnte davor, diese Wut zu negieren, denn sie sei eine "unglaublich mächtige und wertvolle Emotion". Statt die Menschen zu beschwichtigen, müsse man anerkennen: "Du hast recht mit deiner Wut". Die Kunst bestehe darin, diese mobilisierende Kraft für ein gemeinschaftliches Ziel zu kanalisieren, anstatt sie einem "vermeintlich starken Mann" zu überlassen – ein Weg, der historisch betrachtet nicht gut ausgegangen sei. Zukunftsszenarien zwischen KI, Klimakrise und Krieg Das Gespräch navigierte weiter durch die großen Krisenherde der Zukunft. Die künstliche Intelligenz, die, wie Pross aus seiner Perspektive als Musiker schilderte, ganze Berufsfelder zu revolutionieren und zu vernichten droht , sei laut Bohrn Mena nur zu bewältigen, wenn die Politik dafür sorgt, dass die gigantischen Gewinne der Tech-Konzerne der Gemeinschaft zugutekommen. Es sei ein Verteilungsproblem , das sich auch in der Geringschätzung von unbezahlter Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird, zeige. Als weiteres existenzielles Megathema benannte er den Wert der Natur. Unser Wirtschaftssystem, das einem Baum erst dann einen Wert zubilligt, wenn man ihn umhackt, führe geradewegs in die Katastrophe. Wir müssten verstehen, "dass wir ein Bestandteil der Natur sind" und ihr wieder Raum geben. Den düsteren Abschluss bildete das Thema Krieg, das alle anderen Krisen wie unter einem Brennglas bündelt. Hier zeigte sich auch der einzige klare Dissens zwischen den Gesprächspartnern. Während Bohrn Mena leidenschaftlich argumentierte, dass es aus pazifistischer Sicht feige sei, einem überfallenen Volk wie der Ukraine die Waffen zur Selbstverteidigung zu verweigern , äußerte Pross sein tiefes Unverständnis darüber, wie Waffenlieferungen je eine Lösung für Krieg sein könnten. Es war ein Moment, der die ganze Komplexität und die moralischen Zwickmühlen unserer Zeit offenbarte. Das Gespräch im Kollektivpodcast war mehr als nur ein Interview. Es war eine gemeinsame, schonungslose Bestandsaufnahme, die den Zuhörer nachdenklich und mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Rettung der Demokratie und die Bewältigung der globalen Krisen bei jedem Einzelnen und im gemeinschaftlichen Handeln beginnen. Eine Einladung, nicht wegzusehen, sondern sich einzumischen – und sich vielleicht die ganze, faszinierende Tiefe dieses Dialogs im Podcast selbst anzuhören.